Elektrisches Fahren sei machbar. Das sehen auch die Experten des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) so. Aber mit der realen Umsetzung hapere es noch. Im Rahmen der VDI-Tagung Baden-Baden Spezial 2010 warnte deshalb VDI-Tagungsleiter Dr. Wolfgang Runge: „Im Jahr 2020 soll es in Deutschland eine Million Elektrofahrzeuge geben. Doch die Frage, wie diese Ziele am besten zu realisieren sind, ist noch längst nicht beantwortet.“ Erste Lösungsansätze boten allerdings zahlreiche Tagungsbeiträge wichtiger Akteure aus dem Bereich Elektromobilität.
So forderte Prof. Wolf-Dieter Lukas, Ministerialdirektor im Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF): „Für die Elektromobilität brauchen wir die Mobilisierung breiter wirtschaftlicher, gesellschaftlicher Kräfte und vor allem Handlungsoptionen, die uns nur die Forschung liefern kann.“ Für sein Ministerium versprach er der Elektromobilitätsforschung Investitionen von rund 730 Millionen Euro bis 2015. Dabei stünden bei der Forschungsförderung drei großen Herausforderungen im Mittelpunkt: die Batterie der Zukunft, das Energiemanagement im Auto und die frühzeitige Aus- und Weiterbildung von Fachkräften.
Dirk Uwe Sauer, Professor für Elektrochemische Energiewandlung und Speichersysteme an der RWTH Aachen unterstrich, dass die erfolgreiche Markteinführung von Elektromobilität ganz entscheidend von sicheren, leichten und kostengünstigen Energiespeichern abhänge. Die Kosten für eine Batterie mit gut 100 km Fahrreichweite lägen Prognosen zufolge auch 2020 noch bei etwa 4500 Euro für Automobilhersteller. Es werde in absehbarer Zukunft daher keine reinen E-Fahrzeuge geben: „Kombiniert werden ein elektrischer Antriebsstrang und ein Verbrennungsmotor, was in Summe immer noch günstiger ist als ein komplett elektrisches Fahrzeug.“ Distanzen zwischen 30 und 50 km werden mit derartigen Fahrzeugen mit Strom aus der Batterie gefahren, der Rest mit Kraft aus dem Verbrennungsmotor. Mit diesem Konzept können nach Angaben Sauers immerhin rund zwei Drittel aller in Deutschland von PKW zurückgelegten Kilometer elektrisch gefahren werden.
„Nach wirtschaftlichen Kriterien ist Elektromobilität heute praktisch noch nicht oder nur in extremen Nischen realisierbar“, glaubt auch Dr.-Ing. Klaus Harms, Entwicklungsdirektor bei Robert Bosch. Um Elektrofahrzeuge zu etablieren, zudem der Endverbraucher hinsichtlich seiner individuellen Mobilität umdenken. Aber die größte Herausforderung sei es, ein wettbewerbsfähiges Kosten-Nutzen-Verhältnis für den Endverbraucher zu erreichen. Neben der Weiterentwicklung von spezifischen Komponenten und Systemen für das Elektrofahrzeug seien auch Investitionen in den Aufbau einer Infrastruktur und neue Mobilitätskonzepte Voraussetzungen für den künftigen Markt der Elektromobilität. Die Fähigkeit, den Wandel aktiv zu gestalten, bestimme die künftige Wettbewerbsposition – gerade für die in Deutschland starke Automobilindustrie.
Für den 16. und 17. März 2011 lädt das VDI-Wissensforum übrigens zur Konferenz Elektromobilität nach Nürtingen ein, die damit bereits zum dritten Mal stattfindet.