Fehlten in Deutschland lange Zeit vor allem Ingenieure, so werden nun die Lücken auch bei den Fachkräften in den Ausbildungsberufen immer sichtbarer. Gut jedes dritte Unternehmen – das ergab nun eine Befragung von knapp 1800 Unternehmen für den aktuellen Qualifizierungsmonitor des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) – würde gerne Mitarbeiter mit abgeschlossener Berufsausbildung einstellen. Jedes vierte Unternehmen sucht verstärkt Meister, Techniker und Akademiker. Aufgrund des in vielen Berufen bereits weitgehend leer gefegten Arbeitsmarkts und der schrumpfenden Schulabgängerzahlen gibt es aber nicht nur in akademischen Berufen sondern bereits in den Ausbildungsberufen Rekrutierungsprobleme.
Rund ein Drittel der Unternehmen, die im vergangenen Jahr Arbeitskräfte suchten, hatten nach eigenen Angaben Schwierigkeiten, in den für sie wichtigen Ausbildungsberufen geeignete Bewerber zu finden. Bei Akademikern und Experten mit einer betrieblichen Fortbildung hatte jedes vierte Unternehmen Rekrutierungsschwierigkeiten.
Vor allem Unternehmen, die auch internationale Märkte beliefern, sind vom Fachkräftemangel betroffen. So hatten 18 % von ihnen Probleme, Techniker zu rekrutieren, und 9 %, genügend Informatiker anzuheuern. Die Ursache ist nach Angaben der Unternehmen eine entweder unzureichende oder unpassende Qualifikation der Bewerber. Selbst auszubilden bleibe für die Unternehmen daher eine wichtige Strategie im Kampf gegen den Fachkräftemangel, so das Kölner Institut.
Die IW-Experten fordern daher, die Politik sollte vor allem jene Jugendliche mehr unterstützen, die ohne Hilfe keine Ausbildungsstelle finden. Zwar bilden 5 % der Unternehmen auch junge Menschen ohne Schulabschluss aus und 13 % Jugendliche mit Lernbeeinträchtigungen. Gerade Jungen und Mädchen, die noch nicht ausbildungsreif sind, benötigen aber nach Meinung der Experten mehr Unterstützung. Denn wer keine Ausbildung vorweisen kann, habe es am Arbeitsmarkt schwer. Nur in 7 % der Unternehmen werde der Bedarf an An- und Ungelernten noch steigen, glauben die Wissenschaftler des Instituts. Für 55 % sei diese Personengruppe auf dem Arbeitsmarkt hingegen überhaupt nicht mehr relevant.
Der aktuelle IW Qualifizierungsmonitor steht als kostenloser Download online zur Verfügung.