Das Geschäftsklima der kleinen und mittleren Unternehmen verschlechtert sich im September laut KfW-Mittelstandsbarometer zwar um 1,6 Zähler auf 19,3 Saldenpunkte. Die aktuelle Geschäftslage beurteilen die mittelständischen Unternehmer aber erneut etwas besser (+0,4 Zähler auf 25,7 Saldenpunkte). Ähnlich gut oder besser wurden die laufenden Geschäfte zuvor nur selten bewertet. Der Zenit der Aufholjagd dürfte aber überschritten sein.
Der Mittelstand stellt sich jedenfalls auf wieder etwas schwächere Geschäfte ein. Die Erwartungen für das kommende Halbjahr sind spürbar gesunken (-3,6 Zähler auf 12,5 Saldenpunkte) und haben das Geschäftsklima nach unten gezogen.
Die Großunternehmen teilen diese Einschätzung tendenziell. Wie jene der mittelständischen Unternehmen gingen auch ihre Geschäftserwartungen im September zurück, während sie ihre aktuellen Geschäfte positiver bewerteten als im August. Anders als im Mittelstand steht bei den Großunternehmen aber einer lediglich leichten Erwartungseintrübung (-0,7 Zähler auf 20,5 Saldenpunkte) eine nochmals kräftige Aufwärtskorrektur bei den Lageurteilen (+5,9 Zähler auf 31,4 Saldenpunkte) gegenüber. Im Ergebnis verbesserte sich das Geschäftsklima der Großunternehmen um 2,6 Zähler auf 26,2 Saldenpunkte.
Die Absatzpreiserwartungen der Firmen bewegten sich im September in beiden Unternehmensgrößenklassen nicht nennenswert. Gleichzeitig revidierten die Großunternehmen ihre Beschäftigungserwartungen gegenüber August nochmals leicht nach oben (+1,5 Zähler auf 18,9 Saldenpunkte), während die Mittelständler sie erstmals seit einem Jahr geringfügig zurücknahmen (-1,0 Zähler auf 13,7 Saldenpunkte). Das Niveau der mittelständischen Beschäftigungserwartungen ist allerdings weiterhin so hoch, dass nicht von einem nahenden Ende des deutschen Jobwunders gesprochen werden kann.
Nach Branchen betrachtet fällt der Einzelhandel besonders auf: Das Geschäftsklima erreicht in beiden Größenklassen (Mittelstand: 25,8 Saldenpunkte; Großunternehmen: 30,5 Saldenpunkte) eine langjährige Rekordhöhe. Etwas besser war das Einzelhandelsklima lediglich während des Wiedervereinigungsbooms vor fast zwanzig Jahren.
Dr. Norbert Irsch, Chefvolkswirt der KfW Bankengruppe sieht die moderate Abkühlung gelassen: „Die September-Zahlen des KfW-Mittelstandsbarometers bestätigen unsere bereits im August formulierte Einschätzung, dass der Zenit der Konjunkturdynamik erreicht ist.“ Das Aufholen des krisenbedingten BIP-Verlusts werde zwar weitergehen, allerdings mit geringerem Tempo.
Die momentan sehr gute Stimmung im Einzelhandel sei zudem ein Indiz dafür, dass die Erholung an Breite gewinne und sich neben den Investitionen auch auf den Konsum als gewichtigste Komponente der Binnennachfrage verlagern könnte. Diese Entwicklung gelte es zu festigen. Irsch mahnt bei dieser Gelegenheit Wirtschaft und Gewerkschaften: „Angemessene, an der Trendproduktivität und der erwarteten Trendinflationsrate orientierte Nominallohnsteigerungen, also jährliche Zuwächse von rund 3 % im gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt, wären dabei hilfreich.“
Irsch abschließend: „Alles in allem signalisieren die Daten des KfW-Mittelstandsbarometers eine Normalisierung des Wirtschaftswachstums, aber keinen Rückfall in die Rezession.“