Ein Schlüssel zur Stärkung der dezentralen Energieversorgung sind Kooperationen von kommunalen Energieversorgern, Land- und Forstwirten sowie Anlagenbauern. Ohne einen solchen ganzheitlichen Ansatz könne eine dezentrale und effiziente Energieversorgung der Zukunft nicht verwirklicht werden. Das erklärten heute der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA Power Systems), die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) und der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) auf einer gemeinsamen Pressekonferenz in Berlin.
Neue Entwicklungen bei den Technologien zur dezentralen Strom- und Wärmeerzeugung sind deshalb Gegenstand der Fachausstellung BioEnergy Decentral vom 16. bis 19. November 2010 in Hannover. Auf dem Forum Marktplatz für dezentrale Energieversorgung (Halle 26, Stand G20) können Biomasseerzeuger, Anlagenbetreiber und Energieabnehmer gemeinsam über die Rolle im Energiekonzept 2010 diskutieren.
Der VDMA-Expertenausblick Strommix in der EU 27 (kostenloser Download hier) erwartet bis 2030 allein rund 86,5 Gigawatt an neu gebauten und modernisierten dezentralen Motorenkraftwerken in Europa. Damit lassen sich laut VDMA 9,5 % des europäischen Strombedarfs decken. „Pro Jahr werden damit bis 2030 durchschnittlich fast 3 Milliarden Euro in dezentrale Motorenanlagen investiert. Hinzu kommen noch Investitionen in Wärmenetze sowie die Biogaserzeugung und Biogasverteilung“, schätzt Thorsten Herdan, Geschäftsführer VDMA Power Systems.
In einer dezentralen Energieversorgung der Zukunft wird auch die hoch effiziente gekoppelte Erzeugung von Wärme und Strom in Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen eine große Rolle spielen. Die Bundesregierung hat die Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) als besonders förderungswürdig anerkannt. „Die KWK hat einen Wirkungsgrad von bis zu 90 Prozent. Das macht sie zu der mit Abstand effizientesten Erzeugungstechnologie. KWK ist zudem eine Domäne der Stadtwerke. 2008 haben die Stadtwerke in Deutschland durch KWK 9,4 Millionen Tonnen CO2 eingespart“, rechnet VKU-Hauptgeschäftsführer Hans-Joachim Reck vor.
Für Dr. Jochen Köckler, Stellvertretender DLG-Hauptgeschäftsführer, ist die Land- und Forstwirtschaft ein unverzichtbarer Partner der Energiewirtschaft zur Erreichung der Ziele des Energiekonzepts geworden. „Auf über zwei Millionen Hektar landwirtschaftlicher Fläche werden in Deutschland Pflanzen für die Erzeugung von Bioenergie produziert“, so Köckler. Für ihn sind Energiewirtschaft, Land- und Forstwirtschaft, Kommunen und Industrieunternehmen des Maschinenbaus notwendige und ideale Akteure für Energiepartnerschaften. So würden die Stadtwerke vermehrt Partner im ländlichen Raum suchen, um die Wertschöpfung vor Ort zu generieren und zu belassen. „Hier können Synergieeffekte genutzt werden, die durch die Konzentration auf die Kernkompetenz der Partner entstehen“, sagte Dr. Köckler.
Die Stadtwerke begrüßen nach eigenen Angaben das Energiekonzept der Bundesregierung und seine Zielvorgaben. „Das erfordert allerdings die Netze auf der Verteilnetzebene, also die Leitungen zum Kunden, fit für die Smart Grids der Zukunft zu machen“, warnt Reck und kritisiert: „Im Energiekonzept sind die hierfür notwendigen Investitionen aufseiten der Stadtwerke von über 20 Milliarden Euro an keiner Stelle erwähnt“.
Auch die Anlagenbauer sehen positive Ansätze im Energiekonzept insbesondere auf dem Gebiet der Energieeffizienz. Bei der dezentralen Energieversorgung, modernen fossilen Kraftwerken und beim Wettbewerb im Energiemarkt gebe es jedoch viele offene Fragen. Hier stünden sich Ziele und Entscheidungen teilweise sogar diametral gegenüber. „Es ist eine Illusion zu glauben, man könne die Laufzeiten der Kernkraftwerke verlängern und gleichzeitig attraktive Bedingungen für Investitionen in moderne fossile Kraftwerke und dezentrale Erzeugungsstrukturen in Deutschland schaffen“, sagte Herdan.
Übrigens: Welches Potenzial in dezentralen Kraftwerken steckt, können Besucher der Messe BioEnergy Decentral bei Exkursionen zu nahegelegenen Bioenergieanlagen praxisnah erfahren.