Das ifo Weltwirtschaftsklima des Münchner ifo Instituts hat sich im vierten Quartal 2010 zum zweiten Mal in Folge eingetrübt, verharrt aber weiterhin über dem langfristigen Klimawert. Zudem liegt der Eintrübung keine Verschlechterung der realen wirtschaftlichen Lage zugrunde, sondern ausschließlich eine weniger optimistische Erwartung an die Entwicklung der nächsten sechs Monate. Die aktuelle Lage ist nach Meinung der befragten Experten im Gegensatz dazu sogar besser als im dritten Quartal.
Für die am World Economic Survey (WES, s. u.) des Instituts beteiligten Experten deuten diese Ergebnisse insgesamt darauf hin, dass sich die konjunkturelle Erholung der Weltwirtschaft im nächsten halben Jahr verlangsamt fortsetzen wird. Sie schränken aber ein, dass die Entwicklung in den einzelnen Wirtschaftsräumen stark unterschiedlich verlaufen werde.
Dies ist an den unterschiedlichen Wirtschaftsklimaindikatoren deutlich zu erkennen. So sanken die Indikatoren für Nordamerika und Asien erneut, während der Indikator für Australien stieg. Jener für Westeuropa legte zwar ebenfalls zu, allerdings nur geringfügig.
Auch die Gründe für die Veränderungen der Wirtschaftsklimaindikatoren sind zum Teil sehr unterschiedlich ausgeprägt: In Nordamerika haben sich die Urteile zur aktuellen Wirtschaftslage erneut eingetrübt, während die Aussichten für die nächsten sechs Monate konstant blieben. Anders in Asien: Dort verschlechterte sich die Wirtschaftslage zwar auch etwas; vor allem jedoch sind die Erwartungen für das nächste halbe Jahr weniger zuversichtlich als bisher.
Ähnliche Unterschiede zeigen sich im Vergleich zwischen Westeuropa und Australien: Während die Urteile zur aktuellen Wirtschaftslage sowohl in Westeuropa und Australien erneut besser ausfielen; trübten sich die Wirtschaftsaussichten in Westeuropa für das nächste halbe Jahr etwas ein. In Australien jedoch stiegen die Wirtschaftsaussichten.
Im Weltdurchschnitt wird in den nächsten Monaten mit einem moderaten Preisanstieg gerechnet. Besonders niedrig wird in diesem Jahr nach Schätzung der WES-Experten die Inflationsrate im Euroraum und in Nordamerika ausfallen (jeweils 1,6 %).
Die Zahl der WES-Experten, die von steigenden kurz- und langfristigen Zinsen im Laufe der nächsten sechs Monate ausgehen, ist weiter zurückgegangen. Vor allem in Australien, China, Taiwan und Südkorea wird mit einem weiteren Anstieg der Notenbankzinsen im Laufe der nächsten sechs Monate gerechnet.
Nach Ansicht der WES-Experten ist der US-Dollar im Weltdurchschnitt leicht unterbewertet. Sie gehen von einem weiteren Wertverlust im Laufe der nächsten sechs Monate gegenüber den meisten anderen Währungen aus, vor allem in Westeuropa, Asien sowie Australien.
(ifo Institut / ml)
World Economic Survey
Die ifo Expertenumfrage zur Weltkonjunktur erfasst wirtschaftliche Trends durch die Befragung von volkswirtschaftlichen Experten aus multinationalen Unternehmen und international agierenden Institutionen. Die Umfrage wird vom Münchner ifo Institut in Zusammenarbeit mit der Internationalen Handelskammer (ICC) in Paris durchgeführt.