Während mittelständische Unternehmen oft Probleme haben, für ihre häufig hochspezialisierten Verfahren, Produkte und Dienstleistungen geeignete Spezialisten oder zumindest talentierte Fachkräfte zu finden, gelingt dies multinationalen Konzernen deutlich besser. Vielfach wird das der Größe der Unternehmen zugeschrieben. Tatsächlich aber hilft den Unternehmen ihre multinationale Aktivität und Präsenz, wie eine aktuelle Studie des Instituts für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel ergab. Durch ihre Niederlassungen in unterschiedlichen Ländern haben multinationale Unternehmen aber nicht nur einen breiteren Zugang zum Arbeitskräftemarkt, sondern auch bessere Rahmenbedingungen, um das Potenzial der Arbeitskräfte ausschöpfen zu können.
Multinational präsente Unternehmen können sich sowohl auf dem heimischen als auch auf dem ausländischen Arbeitsmarkt nach geeigneten Arbeitskräften umschauen und sich die besten heraussuchen. Dies reduziert das Risiko, dass Können und Fähigkeiten der Arbeitnehmer nicht mit den Anforderungen der Firma übereinstimmen – die Arbeitskraft kann optimal eingesetzt werden. Für eine nationale Firma hingegen ist es im Allgemeinen viel kostspieliger, im Ausland nach passenden Arbeitnehmern zu suchen. Zu diesem Ergebnis kommen der IfW-Arbeitsmarktexperte Wolfgang Lechthaler und Mario Larch, Professor an der Universität in Bayreuth in ihrer Studie Multinational Firms and Labour Market Pooling.
Multinationale Unternehmen haben durch ihre multinationale Präsenz aber nicht nur mehr Möglichkeiten bei der Auswahl ihrer Arbeitskräfte, sie können auch mehr aus diesen herausholen. Dadurch können sie ihre Produktivität steigern, letztendlich niedrigere Preise fordern und ein höheres Output- und Beschäftigungsniveau erreichen als Unternehmen, die nicht grenzüberschreitend tätig sind.
„Weil ein multinationales Unternehmen mehr Auswahlmöglichkeiten bei seinen Arbeitskräften hat, beschäftigt es im Vergleich zu einer nationalen Firma produktivere Arbeitnehmer“, so IfW-Experte Lechthaler. Mit der gestiegenen Qualität der Arbeitskräfte reduzieren sich die Grenzkosten – es werde effizient für das multinationale Unternehmen, mehr als die nationale Firma zu produzieren. Infolgedessen könne das Unternehmen niedrigere Preise verlangen und insgesamt mehr Arbeitskräfte beschäftigen. Ob ein multinationales Unternehmen hingegen höhere oder niedrigere Löhne als eine nationale Firma zahlt, hängt laut Lechthaler und Larch entscheidend von den Annahmen zur Produktionstechnologie ab.
Die vollständige Studie steht (nur in englischer Sprache) als kostenloser Download online zur Verfügung.