Die am Dienstag veröffentlichte dena-Netzstudie II der Deutschen Energie-Agentur (dena) beziffert den Netzausbaubedarf für die Stromübertragungsnetze bis 2020 auf bis zu 3600 km. Wohlgemerkt, zusätzlich zu den 850 km der dena-Netzstudie I, von denen bislang erst rund 90 km in Betrieb sind. Maßgeblicher Treiber für den Netzausbau ist nach Angaben der Studienautoren der Ausbau der Windenergie. Demnach werden im Jahr 2020 die Windkraft-Erzeugungskapazitäten bei 51 Gigawatt liegen. Windkraft sei damit die dominierende Größe beim Netzausbau, so die Autoren. Bundesminister Rainer Brüderle warnte bei der Vorstellung der Netzstudie II deshalb eindringlich, die Netze dürften nicht zum Nadelöhr werden.
Ziel der vom Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) und Bundesumweltministerium (BMU) gemeinsam finanzierten Studie ist die Ermittlung des Netzausbaubedarfs der Übertragungsnetze, der erforderlich ist, um bis 2020 soviel Erneuerbare Energien in das Übertragungsnetz einspeisen zu können, dass diese an der Gesamtmenge des verbrauchten Stroms einen Anteil von 39 % erreichen.
Untersucht wurde auch der Beitrag, den innovative Technologien zur Bewältigung des Netzausbaus leisten können. So kann etwa der Einsatz von Hochtemperaturleiterseilen (deren Zusammensetzung bei vorgegebener Zugfestigkeit eine höhere Betriebstemperatur erlauben) den Ausbau neuer Trassen auf 1700 km reduzieren. Allerdings müssten dann zusätzlich 5700 km bestehende Leitungen umgebaut werden. Im Vergleich zur konventionellen Übertragungstechnologie wären damit fast doppelt so hohe Kosten verbunden.
Deutlich wurde auch, dass der Einsatz von HGÜ- (Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung) und Erdkabeltechnologien heute noch nicht die Lösung aller Probleme beim Netzausbau sein kann. Würde der gesamte Netzausbau mit der HGÜ-Technologie unter der Erde realisiert, müssten trotzdem 3400 km neue Leitungen mit insgesamt zwei- bis dreimal so hohen Kosten gebaut werden. Diese Mehrkosten tragen letztlich die Stromverbraucher über die Netzentgelte. Um innovative Technologien weiter zu entwickeln, sollen ihre Potentiale deshalb in Pilotprojekten erprobt und ausgebaut werden.
Angestrebt wird außerdem ein deutschlandweiter Bundesnetzplan, der die Voraussetzung für einen zügigen Netzausbau darstellt. Begleitend soll eine Informationsoffensive dafür sorgen, dass der Netzausbau für die vom Bau neuer Leitungen betroffen Bürger transparenter wird.
Eine Zusammenfassung der Studie steht als kostenloser Download im Internet zur Verfügung.
(BMWi / ml)