Viel ist über das Jahresgutachten 2010/11 des Sachverständigenrats – das wie nahezu alle Jahre viel Spielraum für Eigeninterpretationen der Interessengruppen lässt – in den letzten Tagen geschrieben worden. Die Kernaussagen des Gutachtens sind jenseits dieser Interpretationen allerdings einen Blick in das Original des Gutachtens wert, da die dort getroffenen Vorhersagen direkt in die Strategie von Unternehmen Eingang finden sollten. Dazu zählen die Prognosen einer weiteren Belebung der Konjunktur im nächsten Jahr mit einem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts um 2,2 % und einer nachhaltigen Belebung der privaten Binnennachfrage.
Diese unerwartet positive Aufwärtstendenz der deutschen Wirtschaft biete Chancen für einen stabilen, wenngleich eher flachen Wachstumspfad, so die Wirtschaftsweisen. Während der private Konsum bzw. die Binnennachfrage von der erfreulichen Beschäftigungsentwicklung gestützt werde, dürften sich vergleichsweise niedrige Realzinsen positiv auf die Investitionstätigkeit auswirken. Diese stärkere Inlandsnachfrage kann z. B. von mittelständischen Unternehmen bei geschickter strategischer Berücksichtigung eine Absicherung gegen die Unsicherheiten im Exportbereich darstellen.
Gleichwohl dürften die Risiken nicht aus dem Blickfeld geraten, die vor allem die Außenwirtschaft betreffen, warnt der Rat. Viele Handelspartner Deutschlands leiden nach wie vor unter einer hartnäckig hohen Arbeitslosigkeit und ungelösten Problemen im Finanz- und Immobiliensektor. Zudem stehen zahlreiche Staaten vor sehr ambitionierten Konsolidierungsaufgaben. Ein Rückschlag für den Export könnte sich deshalb nach Meinung der am Gutachten beteiligten Ökonomen auch aus den Spannungen im internationalen Währungsgefüge ergeben, die zu einer Aufwertung des Euro oder aber zu verstärktem Protektionismus führen könnten.
Wer unabhängig von interessengesteuerten Interpretationen die Aussagen des Sachverständigenrats im knapp 440-seitigen Original lesen will, findet das komplette Gutachten als kostenlosen Download im Internet.