Zwar wurden durch die Bombenanschläge der letzten Wochen fast keine direkten Schäden angerichtet, dennoch haben die Terroristen eines ihrer zentralen Ziele erreicht: die Wirtschaft der westlichen Welt zu verunsichern und über die Folgekosten indirekt zu schädigen. So fordern fast drei Viertel der mit Luftfracht befassten Unternehmen, die Qualität der Kontrollen zu erhöhen. Über zwei Drittel fordern sogar ein vollständiges Screening der gesamten Luftfracht. Die Branche rechnet deshalb mit Kostensteigerungen im dreistelligen Millionenbereich. Das ergab eine Umfrage der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) unter deutschen Logistikdienstleistern.
Jedes dritte Unternehmen geht laut Umfrage sogar davon aus, dass der zusätzliche Aufwand die Branche über 200 Millionen Euro im Jahr kosten werde. Zwei von drei Unternehmen denken, dass sie maximal die Hälfte der Kosten an ihre Kunden weiterreichen können.
Klaus-Dieter Ruske, Leiter des Geschäftsbereichs Transport und Logistik bei PwC sieht die geforderten Maßnahmen aber kritisch: „Nur die Zahl der Kontrollen zu erhöhen, wird nicht reichen. Ohne ein durchdachtes und umfassendes Konzept gewinnen wir kaum zusätzliche Sicherheit, treiben aber die Kosten in die Höhe“. Er fordert, in erster Linie die Qualität der Kontrollen deutlich zu erhöhen. Nur so könnten kritische Sendungen zuverlässiger identifiziert, und damit die Sicherheit insgesamt spürbar gesteigert werden.
Wenn es darum geht, ihre eigenen Sicherheitskonzepte neu zu definieren, sind die befragten Unternehmen jedoch mehr als zurückhaltend. 87 % lehnen eine Überarbeitung ab. Zwei Drittel sind der Überzeugung, dass ihre gegenwärtigen Sicherheitsmaßnahmen in der Luftfracht bereits maximale Sicherheit bieten und auf dem neuesten Stand sind. Derzeit beschäftigen zwei Drittel der befragten Unternehmen einen eigenen Beauftragen für Sicherheitsfragen.
Zentrales Problem ist aber, dass Fracht, die bereits geflogen wurde, bisher als sicher gilt. Der Vertrauensvorschuss für umzuladende Fracht ist aus Sicht der Branche jedoch nicht gerechtfertigt. Ein Sicherheitsniveau wie in der EU oder den USA ist in vielen Drittländern nicht gegeben. Dort müssten gleichwertige Sicherheitsregeln etabliert werden.
Kurzfristig umsetzbare Maßnahmen zur Erhöhung der Sicherheit in der Luftfracht, wie etwa die Einführung von Mindestsicherheitsstandards für Transportcontainer – zum Beispiel eine Abschirmung gegen Funksignale – halten die befragten Unternehmen mehrheitlich für nicht sinnvoll. Auch an eine konsequente Trennung von Fracht und Passage – gut 60 % der gesamten Luftfracht wird in Passagiermaschinen transportiert – glaubt die überwiegende Mehrheit (87 %) in den kommenden drei bis fünf Jahren nicht.
Vielmehr sehen die befragten Unternehmen staatliche Stellen in der Pflicht, für mehr Sicherheit in der Luftfracht in und über Deutschland zu sorgen. Vier von fünf Befragten wollen erst einmal abwarten, welche Vorgaben aus der Politik kommen. Mehr als die Hälfte der Unternehmen (53 %) geht davon aus, dass die offenen Sicherheitsfragen von staatlichen Behörden wie dem Luftfahrtbundesamt, dem Zoll oder der Polizei zu klären sind. Veränderungen müssten zentral und für alle verbindlich vorgegeben werden.
Auch in diesem Punkt vermag PwC-Experte Ruske sich der Mehrheitsmeinung jedoch nicht völlig anzuschließen: Die Verantwortung nur auf den Staat abzuwälzen, sei nicht der richtige Weg. „Die Unternehmen sollten zeigen, dass sie die Lage im Griff haben und sich auf neue Herausforderungen einstellen können“. Und wer sich in Erinnerung ruft, wie oft schon staatliche Reaktionen zu spät erfolgten, wird ihm recht geben müssen.
(PwC /ml)