Die positive Konjunkturentwicklung ist auch bei den Lehrstellenbewerbern angekommen: Obwohl die Zahl der Schulabgänger weiter sinkt, ist die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge gleich geblieben. Das bedeutet, dass zuletzt mehr Schulabgänger – und mittlerweile auch die meisten Altbewerber – einen Ausbildungsplatz erhalten haben. Bis Ende November 2010 registrierten die Industrie- und Handelskammern gut 332.000 Ausbildungsverträge – in etwas ebenso viele wie im Vorjahreszeitraum. „Jugendliche mit guten Abschlussnoten hatten in diesem Jahr buchstäblich freie Wahl bei den Ausbildungsplätzen“, berichtet Hans Heinrich Driftmann, Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK).
Besonders gravierend sind die Auswirkungen der Demografie in Ostdeutschland: Hier haben in diesem Jahr rund 13 % weniger Jugendliche die Schulen verlassen als noch 2009. Das macht sich bei den aktuellen Vertragszahlen mit einem – wenn auch abgebremsten – Rückgang um 8,9 % bemerkbar. In Westdeutschland hingegen verzeichneten die IHKs bei 1 % weniger Schulabgänger sogar noch ein Plus von 2 % bei den Vertragsabschlüssen.
Auch die Nachvermittlungsaktionen stehen ganz im Zeichen der Demografie: Die Zahl der unvermittelten Jugendlichen sinkt, die Ausbildungschancen der Jugendlichen, die zur Nachvermittlung kommen, sind so gut wie noch nie. Im Bundesdurchschnitt kamen auf einen zur Nachvermittlung erschienenen Jugendlichen 3,3 betriebliche Ausbildungsplätze, der höchste bisher registrierte Wert.
Im Jahr 2006 lag diese Quote noch bei 0,8. Spitzenreiter ist 2010 die Region Regensburg/ Oberpfalz/ Kelheim mit einer Quote von 60 Ausbildungsplätzen pro Nachvermittlungsteilnehmer. Rechnet man die Einstiegsqualifizierungen hinzu, standen jedem erschienenen Jugendlichen im Bundesdurchschnitt sogar 6,3 betriebliche Angebote zur Verfügung.
Allerdings lassen immer mehr Jugendliche die Chancen der Nachvermittlungsaktionen ungenutzt, bedauert Driftmann. So blieben in diesem Jahr 43 % laut IHKs der Eingeladenen der Nachvermittlung ohne Rückmeldung fern. 11 % der Jugendlichen meldeten sich entschuldigt ab. Nur 46 % der Jugendlichen kamen zur Nachvermittlung – der bisher niedrigste Wert. Für viele Unternehmen bedeutet diese Bilanz der Nachvermittlungsaktionen 2010, dass sie zumindest einen Teil ihrer Ausbildungsplätze in diesem Jahr nicht besetzen können.
Driftmann abschließend: „In immer mehr Regionen (zum Beispiel in Freiburg, Karlsruhe, Aschaffenburg, Frankfurt am Main, Emden) finden inzwischen gar keine Nachvermittlungsaktionen mehr statt, weil es schlicht an Bewerbern fehlt. Hier wurden die wenigen unvermittelten Jugendlichen einzeln zu Beratungsgesprächen eingeladen.“