Rund 80 % des gesamten Zuwachses an Erzeugungskapazitäten im Strommarkt basierten 2009 auf dem Zubau von Solar- und Windenergieanlagen. Und obwohl Solarpanels 2009 nur rund ein Sechstel des Stromvolumens in die Netze einspeisten, das die Windräder beitrugen, haben die Betreiber der Solaranlagen vergangenes Jahr ungefähr ebenso viele Fördermittel aus der EEG-Umlage bezogen wie die Betreiber der Windenergieanlagen. Diese und viele weitere überraschende Fakten zu den derzeitigen Energiemärkten verrät der brandaktuelle Monitoringbericht der Bundesnetzagentur. Die umfangreiche Studie steht als kostenloser Download im Internet zur Verfügung.
Die Autoren des Monitoringberichts haben nicht nur die Anbieterseite durchleuchtet, sondern auch die Verbrauchersituation. So stiegen – trotz sinkender Großhandelspreise ab der zweiten Jahreshälfte 2008 – von 2009 auf 2010 die Elektrizitätspreise für Haushaltskunden um rund 3 %. Als Gründe führen die Stromanbieter u. a. den deutlichen Anstieg der EEG-Umlage zu Beginn des Jahres 2010 an.
Diese Umlage wird 2011 erneut steigen, und zwar um rund 1,5 ct/kWh auf 3,53 ct/kWh. Der Grund für die Teuerung sind vor allem Vergütungszahlungen, die für 2011 auf insgesamt 17,1 Milliarden Euro geschätzt werden. Das sind rund 4,4 Milliarden Euro mehr als 2010. Allerdings gibt es bei den Strombeschaffungskosten im Vergleich zu 2008 eine deutliche Entspannung, so dass 2011 der Anteil dieser Kosten am Strompreis für Haushaltskunden spürbar sinken müsste.
Weitere Themen des Monitoringberichts:
- Verzögerungen beim Netzausbau und das Energieleitungsausbaugesetz (EnLAG)
- Der europäische Binnenmarkt und der neue Stromverbund zwischen Deutschland, Frankreich und den Benelux-Staaten
- Mangelhafte Transparenz im Energiehandel. Die erstmals im Monitoring 2010 erhobenen Volumina der Brokerplattformen geben einen Eindruck von der Bedeutung des außerbörslichen Elektrizitätshandels auf diesen Plattformen für Deutschland.
- Steigender Wettbewerb im Gasmarkt und Möglichkeiten für Kunden, den Anbieter zu wechseln
Verbraucherverbände kritisieren schon seit längerem, dass daran auch die mangelnde Bereitschaft der Verbraucher zum Wechsel des Stromversorgers schuld sei. Tatsächlich aber hat bisher nur knapp die Hälfte aller Haushaltskunden von den Wechselmöglichkeiten Gebrauch gemacht. Matthias Kurth, Präsident der Bundesnetzagentur, fordert die Verbraucher deshalb auf, durch Anbieterwechsel für mehr Wettbewerb am Strommarkt zu sorgen: „Der Verbraucher selbst kann durch den Wechsel zu einem anderen Stromtarif deutliche Einsparungen erzielen. Die Grundversorgung ist für den Haushaltskunden nach wie vor die teuerste Art der Elektrizitätsversorgung“, so Kurth.
Lobend erwähnt der Monitoringbericht die hohe Zuverlässigkeit des Stromnetzes. Obwohl die Einbindung der erneuerbaren Energien die Netzbetreiber vor gewaltige technische Herausforderungen stelle, sei die Netzinfrastruktur im Elektrizitätsbereich sicher und stabil. 2009 sei die Stromversorgung im Schnitt für die Endverbraucher nur für 14,63 Minuten ausgefallen. Der System Average Interruption Duration Index (SAIDI) – so der Fachbegriff für diesen Wert – liege damit bereits zum dritten Mal in Folge unter dem Vorjahreswert und laut Bundesnetzagentur im internationalen Vergleich an der Spitze.
(Bundesnetzagentur / ml)