Wer denkt bei Biomasseanbau an Städte? Bisher wohl nur wenige. Das könnte der Abschlussbericht eines vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) fachlich betreuten Forschungsprojektes nun ändern. Er beantwortet Fragen nach dem Sinn und möglichen Umfang einer Biomasseproduktion auf städtischen Recyclingflächen. Fazit: Städtische Brach- und Recyclingflächen stellen sogar ein erhebliches Potenzial für eine derartige Nutzung dar. Bund, Länder und Kommunen sollten deshalb im Sinn einer Flächenkreislaufwirtschaft unbedingt Konzepte für diese un- oder mindergenutzten Flächen entwickeln, fordern die Autoren des Abschlussberichts.
Laut Bericht stellt der innerstädtische Anbau von Energiepflanzen (z. B. Kurzumtriebsplantagen, Chinaschilf, Mais, Getreide) bzw. die direkte Nutzung des Flächenbewuchses (d. h. Landschaftspflegematerial) allerdings besondere Anforderungen an die Bewirtschaftung, an Bewirtschafter, an Abnehmer sowie Genehmigungsbehörden. Eine Reihe von Unsicherheiten und Hemmnissen bei der Umsetzung konnten von den am Projekt beteiligten Wissenschaftlern identifiziert werden. Diese lassen sich jedoch durch geeignete Maßnahmen (u. a. extensiver Anbau, Organisation, Kommunikation) und vorhandene Rechtsmittel (z. B. informelle Planungen, Zivilrecht) überwinden.
Der Abschlussbericht zeigt aber auch: neben der reinen Energiegewinnung können darüber hinaus eine Vielzahl weiterer, potenziell positiver Effekte, wie z. B. Flächeninwertsetzung, Bodenaufbereitung, Bildungsfunktion oder Imagegewinn mit einem urbanen Biomasseanbau verbunden sein.
Die Wissenschaftler sehen besonders in der Integration in regionale bzw. kommunale Energieversorgungskonzepte Chancen für eine erfolgreiche Umsetzung des städtischen Biomasseanbaus. Ob und – wenn ja – inwieweit ein derartiger Biomasseanbau auf Recyclingflächen technisch umsetzbar, ökonomisch darstellbar und ökologisch vorteilhaft ist, könne aber letztendlich nur in enger Zusammenarbeit mit den lokalen Akteuren durch eine Vor-Ort-Analyse eines jeden Standortes ermittelt werden.
Neben der Analyse bietet der Bericht aber auch detaillierte Handlungsempfehlungen und Entscheidungshilfen für mögliche Akteure (z. B. Bund, Kommunen). Er steht als kostenloser Download im Internet zur Verfügung.