Der deutsche Markt für Windenergie erreichte 2010 nach Berechnungen des Deutschen Windenergie-Instituts (DEWI) mit 1551 Megawatt (MW) neu installierter Windleistung nicht den ursprünglich prognostizierten Wert von 1900 MW. Das gaben der Bundesverband WindEnergie (BWE) und der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA Power Systems) am Mittwoch in Berlin bekannt. Im Vergleich zum Vorjahr 2009 (1917 MW) beträgt der Rückgang sogar 19 %.
Insgesamt drehten sich Ende 2010 in Deutschland 21.607 Windenergieanlagen mit einer Gesamtleistung von 27.214 MW. „Der deutsche Markt befindet sich damit wieder auf dem Niveau von 1999. Grund für den Einbruch des On-Shore-Marktes sind Spätfolgen der Finanzkrise für Großprojekte und Unsicherheiten bei Netzanforderungen an Windenergieanlagen“, klagt Thorsten Herdan, Geschäftsführer VDMA Power Systems. Hinzu komme, dass trotz neuer Flächenausweisungen in einigen Bundesländern die Räume für Neuanlagen weiter beschnitten wurden. „Abstandsregelungen und Höhenbegrenzungen verhindern einen effizienten Ausbau der Windenergie an Land“, kritisiert auch Hermann Albers, Präsident des BWE.
Zuwachs im Vergleich zum Vorjahr gab es beim Austausch alter gegen neue und leistungsstärkere Anlagen, dem sogenannten Repowering. Nach den DEWI-Erhebungen konnten in 2010 immerhin 116 Windenergieanlagen mit einer Leistung von zusammen 56 MW durch 80 Windenergieanlagen mit zusammen 183 MW ersetzt werden. „Im Repowering schlummert immer noch ein immenses Potenzial. Spätestens im Jahr 2015 werden über 9500 Windenergieanlagen repoweringfähig sein“, so Albers. Das entspreche einem potenziellen Investitionsvolumen von 40 Milliarden Euro.
Auch die Windenergie auf hoher See übertraf die Installationszahlen des Vorjahres. Im Jahr zwei des deutschen Off-Shore-Markts konnten in den Projekten Baltic 1 und Bard 1 zusammen 108 MW neu errichtet werden. „Die erwarteten Zubauten von 150 MW wurden zwar nicht erreicht, die 100-MW-Schwelle ist aber endlich durchbrochen“, freut sich Herdan. Hier müsse man einfach sehen, dass Off-Shore eine neue Technologie ist, ihre Entwicklung auch Zeit koste und das verfügbare Finanzvolumen begrenzt sei. Für 2011 seien dennoch 300 MW aufgrund des Fortschritts der Projekte wahrscheinlich.
Stetig wachsende Bedeutung für die deutsche Windindustrie kommt laut VDMA den Exportmärkten zu. So sei der chinesische Markt 2010 weiter gewachsen. Der wichtige Exportmarkt USA habe sich 2010 jedoch auf 5115 MW halbiert. „Das drohende Auslaufen der Production Tax Credits zum Jahresende 2010 und die fortlaufenden Diskussionen zum Wechsel des Förderregimes auf ein Quotenmodell, den bundesweiten sogenannten Renewable Portfolio Standard, haben die Investitionsbedingungen zusätzlich verschlechtert“, charakterisiert Herdan die derzeitige Situation am US-Markt.
BWE-Präsident Albers warnt, ähnliches wie 2010 in den USA dürfe 2011 in Deutschland keinesfalls passieren. Bei der Novellierung des EEG dürften die Investitionsbedingungen am Heimatmarkt nicht beschnitten werden. Der Binnenmarkt müsse Im Gegenteil wieder gestärkt werden. Daher seien Verunsicherungen im Gesetzgebungsprozess genauso zu vermeiden, wie bei der Umsetzung von Netzanforderungen an Windenergieanlagen.
Unsicherheiten sind aber nicht nur für die Entwicklung in Deutschland, sondern auch für die Entwicklung auf den anderen europäischen Absatzmärkten Gift. Die Weiterentwicklung der europäischen Netzinfrastruktur und der energiepolitischen Rahmenbedingungen sind entscheidend für einen erfolgreichen Ausbau der Windenergie. Albers klagt deshalb, die Diskussion über eine Harmonisierung der Fördersysteme für erneuerbare Energien laufe einem erfolgreichen Ausbau von Wind, Sonne und Co. innerhalb der EU zuwider. Die erst 2009 in Kraft getretene EU-Richtlinie müsse zuerst vollständig und ambitioniert umgesetzt werden, um die dort festgeschriebenen Ausbauziele der EU und ihrer Mitgliedstaaten nicht zu gefährden.