Die deutschen Betriebsräte können auf den offensichtlichen Rückhalt in den Belegschaften stolz sein, denn immerhin betrug die Wahlbeteiligung 2010 knapp 80 %. Außerdem scheinen sie den Nerv ihrer Wähler gut zu treffen: Diese wählten jedenfalls zwei von drei 2009 bereits amtierenden Betriebsräten 2010 erneut in den Betriebsrat. Nur jeder Dritte war ein Neuling. Diese und weitere interessante Einblicke in die Betriebsratswahl 2010 gewährt eine Befragung von über 1000 Betrieben mit rund 540.000 Wahlberechtigten durch das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW). Sie soll eine bisher bestehende Wissenslücke füllen, denn eine amtliche Statistik zu diesem Bereich gibt es derzeit nicht.
Wie die Befragung ebenfalls ergab, bevorzugten die Wähler vor allem beim Amt des Betriebsratsvorsitzenden altgediente Kandidaten und bestätigten deshalb drei Viertel der amtierenden Vorsitzenden im Amt.
Ähnlich konservativ wie in der Personalie entschieden die Wahlberechtigten allerdings auch in Sachen Geschlechterverteilung: Mehr als zwei von drei Betriebsratssitzen sind nach der Wahl 2010 immer noch in Männerhand, obwohl eine komplizierte Quotenregelung bei Betriebsratswahlen eigentlich für eine weitgehende Parität der Geschlechter sorgt – vorausgesetzt, es kandidieren ausreichend viele Frauen für den Betriebsrat, was 2010 wohl nicht der Fall war. Bei den Vorsitzenden ist derzeit sogar nur einer von fünf Funktionsträgern eine Vorsitzende.
Auch 2010 errangen die Mitglieder des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) wieder rund die Hälfte der Betriebsratsmandate. In der Industrie konnten IG Metall oder IG Bergbau, Chemie und Energie ihre Vormachtstellung behaupten und je nach Branche mindestens sechs von zehn Betriebsratssitzen belegen. Im Dienstleistungssektor kamen DGB-Mitglieder dagegen nur in jedem vierten Fall zum Zuge.