Das Verbrennen von Biomasse kann die regionale Feinstaubbelastung deutlich erhöhen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Leibniz-Instituts für Troposphärenforschung (IfT). Die Forscher werteten einen Winter lang im Auftrag des Sächsischen Landesamts für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) Feinstaubproben aus dem erzgebirgischen Ort Seiffen aus und verglichen diese mit Experimenten im Labor. Dabei konnten die Wissenschaftler in der Luft des Ortes, in dem traditionell stark mit Holz geheizt wird, schädliche Verbindungen nachweisen.
Die Verbrennung von Biomasse – egal ob durch natürliche Waldbrände oder vom Menschen verursacht – erzeugt eine große Menge an Gasen und Partikeln. Mehrere Hundert chemische Verbindungen wurden dabei bisher beobachtet. Partikel aus der Verbrennung von Biomasse stehen aber im Verdacht, ein gesundheitliches Risiko darzustellen, weil sie toxisch, erbgutverändernd und krebsauslösend wirken können. Zur Gefährdung der menschlichen Gesundheit kommt ein potentielles Umweltrisiko: Nitrierte Phenole gelten als giftig für Pflanzen. Die Anreicherung im Schnee über den Winter und das Einsickern in den Boden beim Abschmelzen könnte daher die Entwicklung der Vegetation im Frühjahr bremsen.
Das Problem: In den letzten Jahren hat die Anzahl von häuslichen Kleinfeuerungsanlagen und damit auch der Holzverbrauch stark zugenommen. Da Holzheizungen als CO2-neutral gelten und eine kostengünstige Alternative zu anderen Brennstoffen sein können, wird mit einer weiteren Zunahme gerechnet. Seit 2004 stoßen die bereits über 15 Millionen installierten Öfen und Kamine heute schon mehr Feinstaub aus als der Straßenverkehr.
2010 trat daher eine neue Kleinfeuerungsverordnung in Kraft, die Emissionsgrenzwerte vorschreibt und damit Modernisierungen anregt. Durch richtige Brennstoffe, sachgerechten Betrieb und das Nachrüsten von Filtern können auch Besitzer älteren Anlagen die Feinstaubemissionen deutlich senken.
Um mehr über die Zusammensetzung der Abluft zu erfahren, sammelten die Wissenschaftler des Leibniz-Instituts für Troposphärenforschung von Oktober 2007 bis März 2008 täglich Luftproben aus einem Wohngebiet in Seiffen, in dem vor allem mit Holz geheizt wird. Der für seine Handwerkskunst bekannte Ort liegt in einem Tal des Erzgebirges unweit der Grenze zu Tschechien.
Neben Ferntransport aus dem Industriegebiet Litvinov in Nordwest-Böhmen und Abgasen des Straßenverkehrs tragen vor allem die Heizungen im Winter zur Emissionsbelastung bei. „Dass die Holzverbrennung zu organischen Aerosolpartikeln führt und damit Einfluss auf die Wolkenbildung hat, ist schon lange bekannt. Es gibt aber bisher nur wenige Studien, die die indirekten Auswirkungen auf die chemischen Reaktionen in der Luft beleuchten“, erklärt Prof. Hartmut Herrmann vom IfT. Durch die von den Wissenschaftlern neu bestimmten chemischen Verbindungen wird es jedoch in Zukunft möglich sein, die Spuren von Verbrennungsprodukten aus Biomasse in der Luft noch besser zu verfolgen.
Ein Abschlussbericht der Forschungsgruppe für das Sächsische Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft mit dem Titel Forschungs- und Entwicklungsvorhaben: Einfluss kleiner Holzfeuerungen auf die Immissionssituation steht als kostenloser Download online zur Verfügung.