Der Bund und das Land Sachsen-Anhalt haben Ende in Magdeburg eine Vereinbarung unterzeichnet, mit der das letzte, rund 1700 Hektar große Teilstück des sogenannten Grünen Bandes dauerhaft für den Naturschutz gesichert wurde. Das Grüne Band besteht aus dem aufgelassenen ehemals verminten innerdeutschen Grenzstreifen, der Bestandteil der Mauer zwischen Westdeutschland und der DDR war und als Todesstreifen traurige Berühmtheit erlangte. Er kostete während des Unrechtsregimes in Ostdeutschland zahlreichen Flüchtlingen das Leben. Auf dem Grenzstreifen hatte sich andererseits über die Jahrzehnte der Teilung Deutschlands hinweg eine für Deutschland einzigartige Artenvielfalt eingestellt.
Damit erwies sich der Grenzstreifen nach dem Mauerfall und der Räumung der Minen und Selbstschussanlagen geradezu als Lebensstreifen und Glücksfall im Sinne des Naturschutzes.
Zu DDR-Zeiten setzte sich die Grenzanlage aus mehreren Zonen zusammen. Neben dem verminten und mit Selbstschussanlagen gesicherten 10 m breiten Todesstreifen, der direkt am Grenzzaun verlief, gehörte noch ein bis zu 500 Meter breiter Schutzstreifen zur Grenzbefestigung. Weitgehend von Menschen unbehelligt blieb darüber hinaus aber auch eine 5 km breite Sperrzone auf DDR-Seite, die wesentlich dazu beitrug, dass sich selbst sensible Arten in dem doch recht schmalen Grenzstreifen ansiedeln konnten. Größere Wildtiere profitierten von dem Streifen allerdings weniger, da sie immer wieder Opfer der Spreng- und Schussanlagen wurden.
Das heutige Grüne Band besteht im Wesentlichen aus dem Todesstreifen und Teilen des Schutzstreifens. Es ist je nach geografischer Beschaffenheit zwischen 50 und 200 m breit und reicht von der Ostseeküste bis nach Bayern. Es umfasst rund 7000 Hektar Fläche und besitzt eine Länge von fast 1400 km. Eine Bestandsaufnahme Anfang der 90er Jahre verzeichnet 109 verschiedene Lebensraumtypen und 160 bedrohte Arten.
Neben seiner Bedeutung für den Naturschutz stellt das Grüne Band auch ein wichtiges Mahnmal der jüngeren deutschen Geschichte dar. „Dieses Grüne Band erinnert uns an die gewaltsame Teilung Deutschlands und es ist gleichzeitig ein Symbol für die gelungene Wiedervereinigung“, lobte Ursula Heinen-Esser, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesumweltministerium (BMU), das Projekt bei der Vertragsunterzeichnung.
„Mit der vertraglichen Bindung des letzten Teilstücks an den Naturschutzzweck ist die letzte Lücke geschlossen und das Grüne Band als das größte Biotopverbundsystem in Deutschland vollendet“, so Heinen-Esser weiter.
Neben der Vereinbarung zum Grünen Band wurde auch eine Rahmenvereinbarung zur Übertragung von weiteren rund 1800 Hektar wertvoller Naturerbeflächen mitten im Nationalpark Harz aus dem Bestand des Bundes an das Land Sachsen-Anhalt unterzeichnet. Insgesamt übernimmt damit das Land Sachsen-Anhalt die Verantwortung für rund 3500 Hektar wertvollster Naturerbeflächen.
Die Sicherung des Nationalen Naturerbes – insgesamt geht es um eine Größenordnung von 125.000 Hektar Naturflächen – ist laut Heinen-Esser für die Bundesregierung von herausragender Bedeutung.