Die Konsolidierung der globalen Strom- und Gasindustrie hat sich 2010 nach einer krisenbedingten Lähmung wieder beschleunigt, wie aus der Studie Power Deals – Annual Review 2010 der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC hervor geht. Demnach stieg das Finanzvolumen der Übernahmen, Fusionen und Beteiligungen (Mergers and Acquisitions bzw. M&A) gegenüber 2009 weltweit um 19 % auf 116 Milliarden US-Dollar. In der Strombranche kletterte das M&A-Volumen um 17 % auf 103,7 Milliarden US-Dollar, in der Gasindustrie um 43 % auf rund 12,3 Milliarden US-Dollar. Transaktionen im Bereich der erneuerbaren Energien sind in diesen Statistikwerten übrigens noch nicht enthalten.
„Das M&A-Geschehen des Jahres 2010 stand stark im Zeichen der Konsolidierung auf nationaler Ebene“, charakterisiert Manfred Wiegand, Partner und Global Utilities Leader bei PwC die aktuelle Situation. Vor allem in den USA schlossen sich zahlreiche Energieversorger zusammen. Für das laufende Jahr rechnet PwC-Experte Wiegand jedoch wieder mit einer Zunahme der internationalen Transaktionen, „wobei vor allem asiatische Investoren auf der Käuferseite stehen dürften“.
Im vergangenen Jahr entfielen auf Deals innerhalb jeweils eines Landes knapp 70 % des Übernahmevolumens. Der Wert grenzüberschreitender Transaktionen gab um 24 % auf 35,9 Milliarden US-Dollar nach.
Bemerkenswert ist vor allem die beschleunigte Konsolidierung in Nordamerika. Hier stieg das Übernahmevolumen (nur Transaktionen mit nordamerikanischem Ziel) sprunghaft von 12,3 Milliarden US-Dollar im Jahr 2009 auf 32,8 Milliarden US-Dollar. Ursache der Konsolidierungswelle ist in erster Linie der hohe Kapitalbedarf für anstehende Infrastrukturinvestitionen, der von vielen Unternehmen nicht ohne Partner bewältigt werden kann.
Ein weiterer wichtiger Trend ist der Netto-Kapitalexport aus der Region Asien-Pazifik. Während das Volumen der Übernahmen und Beteiligungen innerhalb der Region um 2 % auf 15,7 Milliarden US-Dollar sank, erhöhten sich die M&A-Ausgaben asiatischer Investoren um 35 % auf 24,9 Milliarden US-Dollar. Von dieser Summe flossen knapp 10 Milliarden US-Dollar in Zielländer außerhalb Asiens, vor allem nach Europa.
In Europa gaben Investoren mit 59,5 Milliarden US-Dollar zwar 2 % mehr aus als 2009. Europäische Gesellschaften investierten jedoch ihrerseits deutlich weniger in M&A-Transaktionen als im Vorjahr (-14 % auf 50,7 Milliarden US-Dollar).
„Viele europäische Energieunternehmen haben ihr Portfolio im vergangenen Jahr bereinigt, um die Verkaufserlöse für die Expansion in neue Geschäftsfelder und Wachstumsmärkte nutzen zu können“, weiß Manfred Wiegand. Dies gelte beispielsweise für den Ausstieg von E.ON aus der konventionellen Energieerzeugung in den USA oder auch den Verkauf der EDF-Netzbeteiligungen in England an ein chinesisches Konsortium.
Während die europäischen Energieversorger in außereuropäischen Wachstumsmärkten aktiv bleiben wollen, setze sich zumindest in Deutschland der Trend zur Re-Nationalisierung der Energieversorgung fort, so Wiegand weiter. Jüngstes Beispiel sei die Übernahme der EDF-Beteiligung am Stromkonzern EnBW für 6,4 Milliarden US-Dollar, durch die das Land Baden-Württemberg ausdrücklich die mögliche Mehrheitsübernahme durch einen ausländischen Investor abwenden wollte.
Die Studie Power Deals – Annual Review 2010 steht als kostenloser Download im Internet zur Verfügung.