Die Debatte um den Frauenanteil in den Führungsetagen und den Sinn oder Unsinn einer gesetzlichen Quotenregelung bewegt seit Wochen die Öffentlichkeit. Dabei stützen sich Befürworter einer Quote und deren Gegner oft auf ganz unterschiedliche Zahlen. Und fast immer geht es um den Frauenanteil in Großunternehmen. Wie aber steht es damit in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU), die in Deutschland weit über 90 % der Unternehmen ausmachen? Das untersuchte jetzt die Creditreform Wirtschaftsforschung mit Hilfe einer Umfrage. Ergebnis: Auch in diesem Punkt ist der Mittelstand ein Vorbild.
So ist in knapp jedem fünften mittelständischen Unternehmen in Deutschland (18,9 %) zumindest eine Frau in der obersten Führungsebene vertreten. Das zeigt eine Untersuchung der Management- und Geschäftsführungsstruktur des Mittelstandes durch die Creditreform Wirtschaftsforschung.
In Abgrenzung zu Großunternehmen wird der deutsche Mittelstand demnach häufiger von einer Frau geführt. So weisen Unternehmen mit einer Bilanzsumme von über 1 Milliarde Euro einen geringeren Frauenanteil in der obersten Führungsriege auf. Nur in 13,9 % dieser Unternehmen ist eine Frau im Top-Management vertreten. Unter den DAX Unternehmen ist das bei drei von 30 Unternehmen der Fall.
Anteil der Unternehmen mit weiblichen Führungskräften
nach UnternehmensgrößeBilanzsumme, Anteil (in Prozent)
bis 0,5 Mio. Euro: 19,9 %
bis 1 Mio. Euro: 18,7 %
bis 2 Mio. Euro: 18,0 %
bis 5 Mio. Euro: 18,2 %
bis 10 Mio. Euro: 17,6 %
bis 43 Mio. Euro: 16,2 %Mittelstand total: 18,9 %
> 1 Mrd. Euro: 13,9 %
DAX: 30 10,0 %
Zugleich gilt: Der Anteil der mittelständischen Unternehmen, in denen eine Frau als Unternehmer bzw. Führungskraft tätig ist, sinkt mit der Betriebsgröße. Während in 19,9 % der kleinen Unternehmen mit einer Bilanzsumme von bis zu 0,5 Millionen Euro eine Frau im Management vertreten ist, ist das bei größeren Mittelständlern mit einer Bilanzsumme zwischen zehn und 43 Millionen Euro nur noch bei jedem sechsten Unternehmen (16,2 %) der Fall.
Unterteilt nach Wirtschaftsbereichen sind weibliche Führungskräfte in mittelständischen Betrieben am stärksten in den Bereichen Gesundheit und Sozialwesen (35,8 % der Unternehmen) vertreten, gefolgt von Erziehung und Unterricht (30,4 %) sowie Gastgewerbe (30,2 %) und Land- und Forstwirtschaft (29,1 %). Am wenigsten finden sich Frauen in den Führungsriegen deutscher Mittelständler in den Bereichen Energiewirtschaft (9,8 % der Unternehmen), im Baugewerbe (12,1 %) sowie in der Informations- und Kommunikationstechnik (14,9 %).
Die genannten Daten beruhen auf Angaben von mehr als 355.000 repräsentativ ausgewählten Unternehmen in der Creditreform Datenbank mit einer Bilanzsumme von bis zu 43 Millionen Euro (der KMU-Definition der Europäischen Kommission entsprechend).
(Creditreform / ml)