Die Folgen der japanischen Katastrophe für die Weltwirtschaft und die deutsche Wirtschaft seien noch nicht abzusehen, warnt Werner Schnappauf, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI). Die Katastrophe in Japan zeige, dass die Wirtschaft weltweit mit Herausforderungen konfrontiert ist, die nur gemeinsam und grenzüberschreitend lösbar sind. Ein Beispiel dafür sei die japanische Katastrophe. Auch wenn Japans Anteil am Welthandel nur bei 4,6 % liege – Deutschlands Anteil ist mit 9,0 % nahezu doppelt so hoch – ist Japan für China und die USA ein bedeutenderer Handelspartner als für Deutschland.
Japan belegte im deutschen Außenhandel im Jahr 2010 bei den Einfuhren Platz 14 (Anteil: 2,3 %) und bei den Ausfuhren Platz 18 (1,3 %). Auf einigen Produktmärkten, etwa für elektronische Steuer- und Speicherbausteine, hat Japan allerdings weltweit eine herausragende Stellung.
Deshalb lassen sich die Auswirkungen der Entwicklung in Japan auf die Weltwirtschaft zurzeit noch nicht endgültig abschätzen. Hinzu kommen die politischen Ereignisse in Nordafrika. Sie tragen ebenfalls zur Labilität der Gesamtsituation bei, da weder der Umfang noch die Dauer ihres Einflusses auf den Ölmarkt absehbar ist.
Positiv zu vermerken sei aber der optimistische Ausblick für die US-Wirtschaft, so die Autoren des Reports. Hinzu komme die bislang unvermindert starke Dynamik der Märkte in Asien. Ebenso dynamisch habe sich im letzen Jahr Osteuropa entwickelt, in das 15,2 % der deutschen Exporte gingen – ungefähr so viel wie nach Asien.
Nach den endgültigen Zahlen legten die deutschen Ausfuhren 2010 insgesamt um 18,1 % zu. Damit wurde der Großteil des Exportrückgangs aus dem Krisenjahr wettgemacht (-18,3 %).
Mit 3,8 % der Gesamtexporte geht nur ein kleiner Teil der deutschen Ausfuhren in die Region Nordafrika. Allerdings kommen 14,4 % der deutschen Erdölimporte aus der Region. Im Januar lagen die Importpreise insgesamt um 11,8 % über dem Vorjahresstand – der stärkste Anstieg seit der Ölkrise der 80er Jahre.
„Schon jetzt ist die Rohstoffversorgung eine große Herausforderung für die Industrie“, warnt daher Schnappauf. Die Importpreise für Eisenerz lagen im Januar sogar um 99,1 % über dem Vorjahresniveau, bei den energetischen Rohstoffen waren es 31,5 % und bei Stahl 31,1 %.
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