Der Verband Biologie, Biowissenschaften und Biomedizin (VBIO) fordert, in der Diskussion um den Biosprit E10 den Nachhaltigkeitsaspekten größere Aufmerksamkeit zu widmen. Nach Meinung der Biowissenschaftler wurden bei der Gesetzgebung wesentliche Rückkoppelungseffekte auf die Landnutzung, die biologische Vielfalt und auf das Klima ignoriert und wissenschaftlich fundierte Warnungen ignoriert.
Zwar habe man zur Gewährleistung der Nachhaltigkeit von Biokraftstoffen die Biokraftstoff-Nachhaltigkeitsverordnung erlassen, so die Wissenschaftler weiter. Diese lege aber nur fest, dass die betreffende Biomasse nicht auf Flächen mit hohem Naturschutzwert, wie etwa Wälder, Feuchtgebiete, Moore angebaut werden darf. Einen Schutz vor indirekten Änderungen der Landnutzung biete die Verordnung jedoch nicht. Dieser Begleiteffekt könne aber von entscheidender Bedeutung für die biologische Vielfalt, die Böden sowie die Klimaentwicklung sein und außerdem zu einer Gefährdung der Ernährungssicherheit führen.
Der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung für Globale Umweltfragen (WBGU) habe daher bereits 2008 in seinem Gutachten Welt im Wandel – Zukunftsfähige Bioenergie und nachhaltige Landnutzung ein sofortiges Einfrieren mit nachfolgendem Abbau der Beimischungsquoten gefordert.
Der WBGU zeige in seinem Gutachten den noch bestehenden Forschungsbedarf im Bereich Biokraftstoffe präzise auf, mahnt Professor Diethard Tautz, Präsident des VBIO, mahnt: Angefangen von den Verbesserungen der wissenschaftlichen Grundlagen zur globalen Landnutzung, über die Biodiversitätsforschung bis hin zur Erforschung der dritten Generation von Bio-Kraftstoffen könnten die Biowissenschaften wichtige Beiträge zur Lösung der Energiefrage leisten. „Voraussetzung ist jedoch, dass die aktuelle Debatte sich wieder der tatsächlichen Herausforderung stellt: der Nachhaltigkeit unseres Handelns.“
(VBIO / ml)