Dank Konjunkturboom investieren deutsche Unternehmen wieder kräftig in elektronische Beschaffungslösungen zur Optimierung der Geschäftsabläufe (E-Procurement). Das ergaben Analysen des Bundesverbands Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik (BME). Die steigende Nachfrage hat gute Gründe: Elektronische Beschaffungslösungen helfen Kosten zu sparen. So senken Unternehmen durch den Einsatz von Katalogsystemen ihre Einstandskosten um rund 5 %. Ausschreibungslösungen mindern die Kosten ebenfalls um rund 5 %, und Auktionslösungen sorgen für eine Einsparung von rund 12 %. Davon profitieren kleine und mittlere Betriebe (KMU) sogar noch mehr als große Unternehmen.
Zu den bereits genannten Einsparungen gesellen sich noch eine Reduktion der Prozesskosten um durchschnittlich 25 % (Katalogsysteme), 10 % (Ausschreibungslösungen) und 5 % (Auktionslösungen) sowie eine Reihe nicht direkt bezifferbarer Erfolge wie eine verbesserte Regelkonformität, die sich häufig in Form einer Reduzierung von Nachbesserungskosten, Mahngebühren und Strafzahlungen auswirkt.
Elektronische Beschaffungslösungen
Elektronische Kataloge
Sie sind die einzige Beschaffungslösung, die sich auf breiter Basis durchgesetzt hat, so dass es hier auch die geringsten Steigerungen gibt. So setzen bereits 9 von 10 Großunternehmen/Konzernen Katalogsysteme ein. Die restlichen 10 % dürften in Kürze nachziehen.
Bei KMU arbeiten jedoch noch über 40 % ohne entsprechendes System. Knapp die Hälfte dieser verbliebenen Unternehmen – und damit mehr als im Vorjahr – untersucht und plant aktuell die Einführung. 15 bis 20 % der KMU dürften jedoch auch mittelfristig keine derartigen Systeme einsetzen.
So hoch der Einsatzanteil elektronischer Kataloge insgesamt auch ist, so gering ist nach Angaben des BME der Anteil der Unternehmen, die es bisher geschafft haben alle wichtigen katalogfähigen Güter und Dienstleistungen auch tatsächlich in den Katalog aufzunehmen.
Elektronische Ausschreibungen (E-Sourcing):
Die Beschaffungslösung mit der zweitgrößten Verbreitung in den Unternehmen (37,3 %) ist die elektronische Ausschreibung. Die Quote der Unternehmen, die eine Einführung planen, ist auf 19,3 % gewachsen. Diese Steigerung geht vorwiegend auf große/Konzerne zurück. Trend: Rund ein Drittel werden diese Lösungen mittelfristig nicht einsetzen (20 bis 25 % Großunternehmen/Konzerne; 40 bis 50 % KMU). Als Begründung nannten die Befragten zu kleine Beschaffungsvolumen. Wie bei den Kataloglösungen ist die Nutzungsintensität der im Einsatz befindlichen Systeme bei weitem noch nicht ausgereizt.
Elektronische Auktionen (E-Sourcing):
Elektronische Auktionen hatten eine kleine Hochphase während der Wirtschaftskrise. Zwar ist die Quote der Unternehmen, die einen Einsatz planen, etwas gestiegen (auch hier vor allem Großunternehmen und Konzerne), aber gleichzeitig halten 64,3 % (vor allem KMU) diese Lösungen für nicht entscheidend. Bei keinem anderen Tool geht die Schere bei den unterschiedlichen Unternehmensgrößen so weit auf. Während Auktionen für KMU wohl nur in Einzelfällen Bedeutung erlangen werden, scheinen sie sich mittelfristig bei Großunternehmen/Konzernen zu einem Standardtool zu entwickeln.
Lieferantenmanagement (E-SRM):
Der Einsatz von Lieferantenmanagementlösungen wird aktuell fast in jedem 4. Unternehmen geplant. Dies ist die höchste Rate aller untersuchten Lösungen. Dabei gibt es nahezu keinen Unterschied zwischen KMU und Großunternehmen/Konzernen. Zusätzlich halten weitere 27,6 % die Lösungen für wichtig, planen kurzfristig aber keine Einführung. Damit scheint sich hier ein wesentliches Betätigungsfeld innerhalb des E-Procurement für die nächsten Jahre abzuzeichnen.
Die genannten Befragungsergebnisse sind Bestandteil des jährlich erhobenen BME Stimmungsbarometers Elektronische Beschaffung 2011. Der Report wurde gemeinsam vom BME und dem Lehrstuhl Industriebetriebslehre der Universität Würzburg in Bonn vorgestellt. An der Umfrage beteiligten sich 228 Firmen. (BME / ml)