Erfolgreiche Frauen im Management deutscher Unternehmen stufen Kinder als großes Hindernis für die Karriere ein. Dieser Meinung sind nicht nur die Managerinnen selbst, sondern auch weite Teile der Bevölkerung. Es klingt auch zu einleuchtend, um groß hinterfragt zu werden – bisher. Der Darmstädter Wirtschaftswissenschaftlerin Professor Dr. Ruth Stock-Homburg ist es zu verdanken, dass nun eine Studie der TU Darmstadt diese vorherrschende Einschätzung mit der Realität abglich. Das Ergebnis dürfte viele überraschen.
In der Realität unterscheiden sich Lebenszufriedenheit und Work-Life-Balance von Managerinnen mit und ohne Kinder nämlich kaum, so das Fazit der Studie des Fachgebiets Marketing und Personalmanagement der TU Darmstadt. Auch in der Darmstädter Studie bewerteten zwar knapp zwei Drittel der befragten weiblichen Führungskräfte Kinder als Hemmnis für das weitere berufliche Fortkommen. Tatsächlich ist die Lebenszufriedenheit von weiblichen Führungskräften mit und ohne Kinder aber ähnlich hoch. Dasselbe gilt für die Work-Life-Balance: Zwar ist bei Müttern die Beeinträchtigung der Arbeit durch die Familie stärker, dafür tragen Kinder aber auch zum psychischen Gleichgewicht bei – zum Beispiel indem sie den Managerinnen das Abschalten zu Hause erleichtern.
Natürlich bedeutet das nicht, dass es keine Defizite zu beheben gäbe. „Unsere Studie zeigt, dass die Beeinträchtigung der Arbeit durch die Familie durch strukturelle Angebote des Unternehmens wie beispielsweise flexible Arbeitszeiten reduziert werden kann. Ab einer bestimmten Karrierestufe sind solche Maßnahmen aber nicht mehr ausreichend – Unternehmen, die mehr Frauen in Führungspositionen entwickeln wollen, müssen ihren weiblichen Führungskräftenachwuchs statt dessen auch individuell unterstützen“, so Stock-Homburg.
Für die Studie wurden von Februar bis Dezember 2010 insgesamt 183 Frauen in Führungspositionen deutscher Unternehmen befragt.