Deutschland habe die Nase bei der Zukunftstechnologie Elektromobilität ganz vorne, lediglich Japan könne den Deutschen hierin noch das Wasser reichen – glauben die Deutschen. Das ergab eine Umfrage des Branchenverbands BITKOM. Aber sie irren, indem sie nach Ansicht von BITKOM-Präsident Prof. Dr. August-Wilhelm Scheer verkennen, dass eine Reihe anderer Länder mittlerweile mit enormen Mitteln in diesen Entwicklungswettlauf eingestiegen sind und mit Riesenschritten aufholen.
Als die Bundesregierung vor knapp einem Jahr die Nationale Plattform Elektromobilität ins Leben rief, lautete das Ziel, bis 2020 eine Million batteriebetriebene Autos auf die Straßen zu bringen und Deutschland zum Leitmarkt für Elektromobilität zu machen. Diese Entwicklung wurde seither mit rund 500 Millionen Euro gefördert.
Das klingt nach viel, ist aber wenig. In den USA, in China und Frankreich fließen derzeit Milliardensummen in die Förderung von Elektromobilität. Scheer warnt deshalb: „Den Wettbewerb um die Mobilitätsmärkte der Zukunft können wir nur gewinnen, wenn ein Richtungswechsel in der Verkehrspolitik eingeleitet und die Förderprogramme aufgestockt werden“.
Sein Verband fordert deshalb einen ganzheitlicheren Ansatz bei der Förderung von Elektromobilität. „Im Fokus der Entwicklung sollte nicht nur das Elektroauto stehen, sondern das System Elektromobilität als Kern eines künftigen intelligenten Verkehrssystems und als möglicher Bestandteil eines intelligenten Energienetzes“, so Scheer.
Verbandspräside Scheer warnt zudem vor Kaufprämien für Elektroautos. Sie seien der falsche Weg, auch wenn sie mittlerweile von 44 % der Bevölkerung gewünscht würden. Vielmehr sollte es darum gehen, gezielt Technologien aufzubauen und zu fördern, die Bestandteil eines intelligenten, auf Elektromobilität basierenden Verkehrssystems sind. Hierzu sollten ebenso die Entwicklung von Ladestellen- und Parkplatzmanagementsystemen gehören, wie die Entwicklung von Kommunikationsmodulen für Elektrofahrzeuge.
Scheer ist das aber noch nicht genug: „Gute Konzepte müssen nicht immer Geld kosten. Das kostenfreie Parken oder die Freigabe von Busspuren für Elektro-Autos gibt es umsonst und der Impuls kann trotzdem sehr stark sein.“ Ebenso effektiv könnte die Berücksichtigung von ITK-Lösungen bei der Straßenplanung sein oder die Bereitstellung von Echtzeitdaten des ÖPNV, um wichtige Anstöße bei der Entwicklung von Telematik-Anwendungen zu geben.
Elektromobilität müsse – so der Verbandsfunktionär – neben seiner Bedeutung für das Verkehrsnetz auch als möglicher wichtiger Bestandteil eines intelligenten Energienetzes der Zukunft gesehen werden.
Eine Präsentation der Unternehmensberatung Roland Berger zum Thema mit aktuellen Daten steht als kostenloser Download im Internet zur Verfügung.