Die Logistikwirtschaft verzeichnete in den ersten Monaten des laufenden Jahres eine sich verbessernde Konjunktur. Das Klima im Logistik-Sektor ist zwar noch nicht ganz so gut wie Anfang letzten Jahres, aber dennoch gut. Der vom Institut für Weltwirtschaft (IfW) im Auftrag der Bundesvereinigung Logistik (BVL) berechnete Klimaindikator erreicht im laufenden Quartal (Februarbefragung) 147,8 Zähler. Das liegt zwar unter dem Wert des Vorquartals (Rückgang um 4,4 %), aber weit über dem konjunkturellen Normalniveau von 100 Punkten.
Die geringfügige Klimaeintrübung geht laut IfW ausschließlich auf eine etwas ungünstigere Lageeinschätzung zurück (Abschwächung um 9,4 %), während sich die Erwartungskomponente unverändert widerstandsfähig zeigt und sogar leicht um 1 % zulegen kann. Dieses Bild gelte nahezu deckungsgleich für beide Marktseiten, betont das IfW.
Allerdings haben sich auf der Anbieterseite (Logistikdienstleister) die Lage- und Erwartungskomponente auseinanderentwickelt (Erwartungsvorsprung von 12 Indexpunkten), während auf der Anwenderseite (Industrie und Handel) nunmehr beide praktisch gleichauf liegen. „Mess- und Regelungstechniker sprächen von typischem Einschwingverhalten“, so Prof. Raimund Klinkner, Vorstandsvorsitzender der BVL. Er sieht den Wirtschaftsbereich Logistik in einer robusten Gesamtverfassung.
Die abgeschwächte Lageeinschätzung auf der Anbieterseite geht maßgeblich auf einen deutlich weniger dynamischen Auftragseingang (sowohl für inländische wie grenzüberschreitende Leistungen), eine geringere Kapazitätsauslastung sowie auf eine gegenüber dem Vorquartal kaum noch verbesserte Geschäftsentwicklung zurück. „Die Geschäfts- und Auftragslage hingegen zeigen sich weiterhin in sehr guter Verfassung. Hinsichtlich der Erwartungen in der 12-Monats-Frist ist die Zuversicht für eine Verbesserung der Auftragslage leicht gestiegen“, so IfW-Konjunkturforscher Dr. Stefan Kooths, der die Berechnung des Indikators betreut.
Auch die Investitionsbereitschaft legte etwas zu. Insgesamt ergibt sich für das Logistikklima der Anbieter ein Wert von 149,8 (Rückgang um 7 Punkte) bei einem Lageindex von 143,7 (-17,2) und einem Erwartungsstand von 155,9 (+3,3) Indexpunkten.
Die Lagebeurteilung seitens der Logistikanwender deckt sich eng mit den Ergebnissen auf der Anbieterseite. Die Nachfrage nach internen und externen Logistikleistungen ist weiterhin hoch, der Zuwachs gegenüber dem Vorquartal hat sich indes abgeschwächt. Auch die Auslastung der eigenen Logistikkapazitäten hat etwas nachgegeben. Gleichzeitig werden die aktuell im Markt verfügbaren Kapazitäten als weniger knapp eingeschätzt.
Die relativen Logistikkosten im Vergleich zu anderen Kostenkomponenten sind erneut stärker gestiegen. „Auch die Erwartungshaltung ähnelt der der Anbieterseite: Vor dem Hintergrund einer weiterhin sehr günstigen allgemeinen Geschäftsentwicklung rechnet die weit überwiegende Mehrheit der befragten Industrie- und Handelsunternehmen weiterhin mit einem Zuwachs der inländischen wie auch der grenzüberschreitenden Logistikbedarfe“, so Kooths. Während die Investitionsbereitschaft praktisch unverändert ist, sind die Einstellungsabsichten etwas zurückgegangen. Das Anwenderklima verschlechterte sich gegenüber dem Vorquartal um 6,7 Punkte auf 145,8 Zähler. Dabei liegt der Lageindex nun bei 147,6 (-12,9) und die Erwartungskomponente bei 144,0 (-0,4) Indexpunkten.
Der im letzten November vom Bundesverkehrsministerium vorgestellte Aktionsplan Güterverkehr und Logistik werde von den Befragten vor dem Hintergrund der aktuellen Prognosen zur Entwicklung der Güterverkehrsleistungen überwiegend als unzureichend beurteilt, kritisiert das IfW. Diese Einschätzung falle bei den Anwendern wie bei den Anbietern von Logistikleistungen identisch aus: Nur 8 % der Befragten halten die geplanten Maßnahmen für ausreichend, während 53 % der Ansicht sind, dass mehr getan werden müsste. Berücksichtigt man nur die Antworten derjenigen Befragten, dies zum Zeitpunkt der Befragung die Details des Aktionsplans kannten, so fällt das Ergebnis noch eindeutiger aus: 87 % derjenigen, die sich mit dem Aktionsprogramm auseinandergesetzt haben, halten es für unzureichend, nur 13 % sind anderer Ansicht.