Wissenschaftler vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin und dem Institut zur Zukunft der Arbeit (IZA) in Bonn haben sich auf Spurensuche nach dem sprichwörtlichen Unternehmergeist begeben und die Persönlichkeit von Selbständigen und Angestellten verglichen. Das Ergebnis ihrer Studie: Unternehmer sind anders. „Sie sind deutlich offener für Erfahrungen, extrovertierter und risikofreudiger als Angestellte“, sagt DIW-Forschungsdirektor Alexander Kritikos. Zudem glauben Unternehmer und Selbständig wesentlich stärker, dass ihr beruflicher Erfolg vor allem von ihnen selbst und weniger von äußeren Umständen bestimmt wird.
Die individuellen Persönlichkeitsmerkmale, so fanden die Forscher heraus, haben aber nicht nur Einfluss darauf, ob sich ein Mensch in seinem Leben für die Selbständigkeit entscheidet. Sie wirken sich auch auf den Erfolg aus: „Personen mit besonders hoher oder niedriger Risikofreude zum Beispiel haben im Durchschnitt weniger Erfolg in der Selbständigkeit als Personen mit einer mittleren Risikobereitschaft“, sagt Kritikos. Eher schädlich für die Selbständigkeit wirkt sich offenbar eine hohe Verträglichkeit aus.
Nur etwa 10 % aller Erwerbstätigen in Deutschland sind selbständig. Die Experten von DIW und IZA gingen aber nicht nur der Frage nach, ob diese Minderheit andere Persönlichkeitsmerkmale aufweist als das große Heer der Angestellten. Als erste Forschungsgruppe setzte sich das Team auch systematisch mit der Frage auseinander, welche Eigenschaften den Schritt in die Selbständigkeit sowie den Erfolg wahrscheinlicher machen.
Um den Zusammenhang zwischen Persönlichkeit und Selbständigkeit zu untersuchen, nutzen die Forscher Messungen im Sozio-oekonomischen Panel (SOEP) zur Risikobereitschaft, der Kontrollüberzeugung und den sogenannten Big Five: In der Psychologie gelten diese fünf Persönlichkeitsfaktoren (Emotionale Stabilität, Extraversion, Offenheit für Erfahrungen, Verträglichkeit und Gewissenhaftigkeit) über die Zeit hinweg als stabil.
Während Personen mit hohen Werten bei Offenheit, Emotionaler Stabilität und Extraversion sich häufiger selbständig machen, kehren Personen mit großer Verträglichkeit der Selbständigkeit schneller wieder den Rücken. Geringere Verträglichkeit, so vermuten die Forscher, könnte den Unternehmern eher helfen, Verhandlungen zu ihrem Vorteil zu führen. Auch hohe Werte bei Risikobereitschaft, der Kontrollüberzeugung und beim Vertrauen in andere Menschen wirken sich positiv auf die Entscheidung aus, sich selbständig zu machen.
Andere Merkmale – wie zum Beispiel die Impulsivität – beeinflussen der Studie zufolge diese Entscheidung nicht. „Anbieter von Programmen zur Begleitung und Unterstützung von Selbständigen können ihre Konzepte deutlich verbessern, wenn sie diese im Sinne einer personalisierten Unterstützung gezielt auf Stärken und Schwächen der jeweiligen Gründer und junge Unternehmer abstimmen“, so Kritikos.
Ein ausführlicher Beitrag zum Thema ist in der Ausgabe 11/2011 der Schriftenreihe Wochenbericht des DIW erschienen. Die Publikation steht als kostenloser Download online zur Verfügung.