In Deutschland haben im vergangenen Jahr 936.000 Menschen eine selbstständige Tätigkeit begonnen, 66.000 oder 8 % mehr als im Vorjahr. Entstanden sind daraus 582.000 neue vollzeitäquivalente Stellen für die Gründer und ihre Mitarbeiter. Die meisten Gründungen pro Einwohner verzeichneten im Bundesländervergleich die Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen, in denen große lokale Absatzmärkte, breite Angebote an Qualifikationen am Arbeitsmarkt und ausgebaute Infrastrukturen zusammentreffen. Das und noch zahlreiche weitere Fakten zum Gründungsgeschehen dokumentiert der aktuelle KfW-Gründungsmonitor, der am Donnerstag in Frankfurt vorgestellt wurde.
In der Länderrangfolge folgen den vier Stadtstaaten die vier wirtschaftsstärksten Flächenstaaten Baden-Württemberg, Hessen, Bayern und Nordrhein-Westfalen. Ostdeutsche Bundesländer weisen dagegen geringere Gründerquoten auf. Für Dr. Norbert Irsch, Chefvolkswirt der KfW Bankengruppe liegen die Gründe dafür auf der Hand: „Eine höhere Kaufkraft in den wohlhabenden Regionen führt zu günstigen Nachfragebedingungen. Neue Geschäftsideen haben dort bessere Chancen, von den Kunden angenommen zu werden.“
Mit rund 582.000 vollzeitäquivalente Stellen übertrifft der Beschäftigungseffekt der Neugründungen die Werte der drei vergangenen Jahre deutlich (2008: 447.000; 2009: 517.000). Diese Entwicklung ist besonders erfreulich, da Gründer nicht nur Stellen für sich selbst, sondern im Vorjahresvergleich deutlich mehr neue Arbeitsplätze für Mitarbeiter geschaffen haben.
Die Dynamik, die von der großen Gründerzahl hierzulande ausgeht, ist beachtlich: Auf jeden fünften der 4,4 Millionen Selbstständigen in Deutschland kommt im Jahr 2010 ein neuer Gründer. „Für den Erneuerungsprozess der Wirtschaft im fortschreitenden Strukturwandel kommt Gründungen eine große Bedeutung zu: Sie beleben den Wettbewerb, indem sie selbst als Anbieter auftreten und Bestandsunternehmen immer wieder zu Effizienzsteigerungen und Neuerungen anhalten“, so Irsch.
Allerdings haben Gründer in den ersten Jahren ihrer Geschäftstätigkeit mit großen Risiken zu kämpfen: Nach einem Jahr sind noch 85 % aller Gründer am Markt, drei Jahre nach Start hat ein Drittel (32 %) seine Geschäftstätigkeit schon wieder beendet. „Auffällig ist, dass die Bestandsfestigkeit einer Gründung nicht davon abhängt, ob sie ein Chef oder eine Chefin vollzieht“, weiß Irsch zu berichten, „Frauen gründen zwar seltener als Männer, mit vergleichbaren Projekten bleiben sie jedoch genauso lange am Markt.“
Weitere Untersuchungen zu den Arten des Gründungsabbruchs zeigen, dass nur 4 % aller Schließungen in den ersten drei Jahren mit einer Insolvenz einhergehen. Zumeist (57 % aller Fälle) erfolgt die Aufgabe einer Gründung im Rahmen einer Liquidation. Vergleichsweise selten finden auch eine Übergabe an einen Nachfolger (9 %) oder ein Verkauf des Unternehmens (4 %) statt. Bei jeder vierten beendeten Gründung (26 %) war das Projekt von vornherein zeitlich befristet angelegt.
Der KfW-Gründungsmonitor listet noch zahlreiche weitere Detailergebnisse auf. Die seit 2000 jährlich erhobene Studie ist eine der umfassendsten Informationsquellen zum Gründungsgeschehen in Deutschland. Der KfW-Gründungsmonitor 2011 steht als kostenloser Download online zur Verfügung.