Die europäische Wirtschaft setzt zunehmend auf ökologisch optimierte Wertschöpfungsketten – und das nicht nur, um rechtlichen Vorschriften zu genügen, wie eine aktuelle, branchenübergreifende Studie der Management- und Technologieberatung BearingPoint zeigt. Die Analyse einer Umfrage unter 600 europäischen Unternehmen belegt, dass die Firmen mittlerweile die wirtschaftliche Relevanz umweltfreundlicher Engagements erkannt haben. Vor gerade einmal drei Jahren spielten diese Aspekte kaum eine Rolle. Noch im BearingPoint-Supply Chain Monitor 2008 wurden vor allem gesetzliche Vorschriften als Auslöser für ökologische Aktivitäten genannt. Heute steht die ökonomische Relevanz im Vordergrund.
Mittlerweile spielen für die Unternehmen vor allem folgende Aspekte eine wesentliche Rolle:
- 70 % der Unternehmen bewerten nachhaltiges Handeln in Beschaffung, Produktion und Logistik als ökonomischen Erfolgsfaktor.
- Über die Hälfte der Befragten sieht dies als Möglichkeit, messbare Gewinne zu erzielen.
- 47 % der Unternehmen realisieren in weniger als drei Jahren den Return on Investment.
In der aktuellen Befragung gaben zwei Drittel der befragten Unternehmen an, ihre ökologischen Aktivitäten in den letzten drei Jahren intensiviert zu haben. Selbst die Wirtschaftskrise hatte auf laufende Maßnahmen kaum Einfluss: 66 % haben geplante Projekte weiterhin umgesetzt oder sogar beschleunigt. Mehr als die Hälfte der Befragten verwendet Kennzahlen (KPIs) wie die Höhe der CO2 Emissionen oder den Anteil an recycelbaren Verpackungen. Auch im Einkauf achten Unternehmen zunehmend auf Nachhaltigkeit, zum Beispiel indem sie mit zertifizierten Anbietern zusammenarbeiten, die umweltschonende Prozesse aufweisen. 38 % der Befragten haben in den letzten drei Jahren zudem Öko-Design-Programme aufgesetzt, um bereits zu Beginn der Wertschöpfungskette – bei der Konzeption eines Produkts – ökologische Aspekte zu berücksichtigen.
Optimierungspotenziale sehen die Studienautoren vor allem beim CO2-footprint (CO2-Bilanz über die gesamte Wertschöpfungskette): 60 % der befragten Unternehmen haben diesen noch nicht ermittelt. Er gibt nicht nur Auskunft über den CO2-Ausstoß, sondern zeigt Möglichkeiten zur Minimierung von Umwelteinfluss und Kosten auf. Immerhin wollen 37 % die Ermittlung des CO2-footprints in den nächsten drei Jahren nachholen. 80 % der Unternehmen, die diesen Wert messen, konnten so bereits Verbesserungen umsetzen.
Innerhalb Europas gibt es erhebliche Unterschiede in Bezug auf das ökologische Handeln. So schneiden skandinavische Unternehmen in allen Belangen am besten ab. Für 77 % der Unternehmen aus dieser Region sind KPIs bereits fester Bestandteil ihrer Nachhaltigkeitsbestrebungen. Mehr als jedes zweite von ihnen (57 %) hat in den letzten drei Jahren zudem Öko-Design-Programme aufgesetzt.
Zum Vergleich: In der deutschsprachigen Region (Deutschland, Österreich und Schweiz) sind es nur 38 % der befragten Unternehmen, in Großbritannien und Irland zusammen sogar nur 13 %. Was die Berücksichtigung ökologischer Aspekte im Einkauf angeht, so liegen mit je 80 % sowohl skandinavische – aber auch deutsche Unternehmen – vorne. Frankreich und Großbritannien (55 %) sollten noch aufholen.
Eine (englischsprachige) Kurzfassung der Studie Green Supply Chain: from awareness to action steht als kostenloser Download online zur Verfügung. Die vollständige Studie ist auf Anfrage bei BearingPoint verfügbar.
(BearingPoint / ml)