Nur noch 5 % der deutschen Verbraucher halten die Kernkraft für zukunftsfähig. Dagegen haben weitere Investitionen in den Ausbau der erneuerbaren Energien eine breite Unterstützung in der Bevölkerung. Das ergab eine repräsentative Befragung der Bundesbürger durch die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) im April 2011. Noch im Januar war in jedem zehnten deutschen Haushalt das für Energiefragen zuständige Familienmitglied bzw. der Haushaltsvorstand der Meinung, Kernenergie sei aus Gründen der Versorgungssicherheit und CO2-Minimierung für die Zukunft wichtig.
Diese ohnehin schon geringe Zustimmung in der Bevölkerung ist nun – nach dem Reaktorunglück in Japan – nahezu vollständig zurückgegangen. Aktuell halten nur noch 4 % der Befragten Investitionen in diese Form der Energiegewinnung aus Klimaschutzgründen für erforderlich. Auch die Sicherstellung der Stromversorgung ist nur für eine kleine Minderheit von 5 % ein Argument, die Atomenergie weiterhin zu nutzen.
Interessant sind dabei die regionalen Unterschiede in der Beurteilung der Kernenergie. Während im alten Bundesgebiet nur noch knapp 4 % der Bürger die Kernkraft als zukunftsfähige Technologie ansehen, ist in den neuen Bundesländern noch immerhin jeder Zehnte hiervon überzeugt.
Parallel zur Abkehr von der Kernkraft in Deutschland steigt die bereits hohe Zustimmung für ein verstärktes Engagement im Bereich der erneuerbaren Energien weiter an. Die Bevölkerung sieht vor allem aus ökologischen Gründen eindeutig regenerative Energiequellen auf dem Vormarsch. Sonnen- und Windenergie sind dabei die großen Favoriten im zukünftigen Energiemix für Deutschland.
Dabei nimmt die Solarenergie (Photovoltaik und Solarthermie) mit aktuell 86 % den Spitzenplatz ein (Januar: 83 %). Dahinter folgt auf dem zweiten Platz die Windenergie mit 80 % Zustimmung (Januar 72 %). Die für die Stromerzeugung im Moment zweitwichtigste regenerative Energiequelle in Deutschland, die Wasserkraft, erlebt aktuell eine Renaissance in der Gunst der Bevölkerung. Etwa zwei Drittel der Befragten halten weitere Investitionen in Wasserkraftwerke für zukunftsfähig. Vor der Reaktorkatastrophe in Fukushima lag dieser Wert noch bei etwa 50 %.
Die Meinung der Befragten zu den Energiequellen Biomasse beziehungsweise Biogas hat sich dagegen wenig verändert. Sowohl vor als auch nach dem Atomunfall in Japan befürwortet etwa ein Drittel der Deutschen den Ausbau dieses Energieträgers. Die zukünftige massive Nutzung von Agrarflächen und -produkten für die Energieerzeugung findet damit aktuell keine Mehrheit.
Auch der bereits öffentlich diskutierte Ausbau der Kohleverstromung als Alternative zur Kernenergie wird derzeit von den Bürgern nicht unterstützt. Nur 11 % der Befragten halten verstärkte Investitionen in Kohle für geboten. Fossile Energieträger sind daher aus Sicht der Verbraucher kein geeigneter Ersatz für die Kernkraft.
Mit dem angestrebten Umbau der Energieversorgung erfreuen sich auch innovative Heizungs- und Stromerzeugungstechnologien steigender Beliebtheit. Effiziente und sparsame Systeme spielen dabei für die Befragten insbesondere zur langfristigen Sicherung der Energieversorgung eine wichtige Rolle. Weitere Investitionen in die Nutzung von Erdwärme über Wärmepumpen befürwortet bereits jeder zweite Deutsche, der über die private Energieversorgung im eigenen Haushalt entscheidet.
Auch Blockheizkraftwerke beziehungsweise Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen verlassen zunehmend ihr bisheriges Nischendasein und stellen bereits für mehr als jeden fünften Befragten einen wichtigen Baustein für die langfristige Gewährleistung der Versorgungssicherheit in Deutschland dar.
Hinweis zur Umfrage
Die vorliegenden Ergebnisse sind ein Auszug aus einer aktuellen Studie der GfK. Sie basieren auf rund 2000 persönlichen Interviews im Januar 2011 und rund 1000 persönlichen Interviews im April 2011, die jeweils mit Energieentscheidern in Privathaushalten geführt wurden.