Die Konjunkturerwartungen des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) für Deutschland sind im April 2011 um 6,5 Punkte gefallen und stehen nun bei 7,6 Punkten. Dieser Wert unterschreitet den historischen Mittelwert (26,6 Punkte). Was auf den ersten Blick pessimistisch klingt, ist bei näherem Hinsehen eine positive Entwicklung, denn der höhere Umfragewert im März war ein Mischwert aus positiven Einschätzungen aus der Zeit vor der Katastrophe in Japan und erheblich pessimistischeren Einschätzungen, die erst nach der Katastrophe beim ZEW eintrafen.
Betrachtet man die Einschätzungen aus den unmittelbaren Tagen und Wochen nach der verheerenden Katastrophe, zeigt sich für Ende März eine deutlich schlechtere Konjunkturerwartung. Damit verglichen stellt der April-Wert eine positiv zu bewertende Stabilisierung der Erwartungen dar. Lediglich im Vergleich zum Gesamtsaldo des Vormonats März zeigt sich ein Rückgang der Konjunkturerwartungen.
Immerhin dürften zu diesem Rückgang zwei Faktoren geführt haben: Zum einen wird vor dem Hintergrund der vorherrschenden Hochkonjunktur der Spielraum für eine weitere Lageverbesserung geringer. Zum anderen betonen die Experten derzeit die Risiken für die Weltwirtschaft, die sich aufgrund der Ereignisse in Japan und im arabischen Raum ergeben, wieder stärker.
Trotz der erfreulichen Konjunkturentwicklung ergeben sich laut ZEW derzeit vor allem aus den steigenden Rohstoffpreisen Risiken. Diese könnten in Zweitrundeneffekte münden und die EZB zu einem restriktiveren Kurs ermutigen.
Die Bewertung der aktuellen konjunkturellen Lage für Deutschland ist im April gestiegen und befindet sich auf einem sehr hohen Stand. Der entsprechende Indikator liegt nach einem Anstieg um 1,7 Punkte nun bei 87,1 Punkten. Die Konjunkturerwartungen für die Eurozone sind im April um 11,3 Punkte gegenüber dem Vormonat gefallen und liegen nun bei 19,7 Punkten. Der Indikator für die aktuelle Konjunkturlage im Euroraum verschlechtert sich um 0,8 Punkte auf 5,6 Punkte.