Die wirtschaftliche Stimmung der Mittelständler kühlte im April auf sehr hohem Niveau ab. Das Geschäftsklima, der zentrale Indikator des Mittelstandsbarometers der KfW Bankengruppe und des ifo Instituts, verschlechterte sich gegenüber dem Vormonat um 2,2 Zähler auf 28,1 Saldenpunkte. Dies entspricht in etwa dem Indikatorstand zu Jahresbeginn. Der Rückgang des Geschäftsklimas beruht vor allem auf reduzierten Geschäftserwartungen. Das wiederum lässt nach Meinung der Experten auf eine langsamere konjunkturelle Gangart für das zweite Halbjahr schließen.
Der Teilindikator für die Geschäftserwartungen gab um 3,9 Zähler (und damit nahezu dem Zweifachen einer durchschnittlichen Monatsschwankung) nach und liegt jetzt bei 17,5 Saldenpunkten. Anders die Urteile der mittelständischen Unternehmen zur aktuellen Geschäftslage: Hier änderte sich kaum etwas. Der entsprechende Indikator sank gegenüber dem Zwanzigjahreshoch im März lediglich um 0,4 Zähler auf 38,5 Saldenpunkte.
Sehr ähnlich ist die Stimmung bei den Großunternehmen. Auch bei ihnen geht eine geringfügige Eintrübung der aktuellen Lageurteile (-1,3 Zähler auf 45,0 Saldenpunkte) mit einer deutlichen Verschlechterung der Geschäftserwartungen (-4,0 Zähler auf 16,8 Saldenpunkte) einher. Insgesamt gibt das Geschäftsklima der Großunternehmen um 2,6 Zähler auf 30,9 Saldenpunkte nach.
Die Teilindikatoren für die vier Hauptwirtschaftsbereiche zeigen im April fast ausnahmslos nach unten. Im Branchenvergleich besonders ausgeprägt sind die Rückgänge in den beiden Sparten des Handels: Hier verschlechterte sich der Wert um 7,4 Zähler auf 32,6 Saldenpunkte. Besonders betroffen waren die Großunternehmen des Großhandels.
Im Verarbeitenden Gewerbe fielen die Rückgänge durchschnittlich aus. Positiver als der Gesamtindikator entwickelte sich hingegen das Geschäftsklima im Bau. Während es bei den mittelständischen Baufirmen knapp stagnierte (-0,3 Zähler auf 23,4 Saldenpunkte), berichten die großen Baufirmen als Einzige sogar von einer leichten Klimaverbesserung (+2,6 Zähler auf 13,0 Saldenpunkte).
Bei den Absatzpreiserwartungen steht einem nahezu unverändert hohen Indikatorwert im Mittelstand (-0,2 Zähler auf 20,8 Saldenpunkte) ein kräftiger Anstieg bei den Großunternehmen gegenüber (+3,6 Zähler auf 21,9 Saldenpunkte), der diesen Teilindikator im April sogar auf ein neues Allzeithoch seit Beginn der Berechnungen im Januar 1991 führt.
Die Beschäftigungspläne der Firmen sind zwar weiterhin expansiv, geben aber erstmals seit zwei Jahren deutlich nach (Mittelstand: -3,0 Zähler auf 20,3 Saldenpunkte; Großunternehmen: 1,6 Zähler auf 26,1 Saldenpunkte), ein weiteres Indiz für eine Verlangsamung des Aufschwungs, jedoch nicht für ein abruptes Ende des Aufschwungs.
Dr. Norbert Irsch, Chefvolkswirt der KfW fasst zusammen: „Der April brachte die erwartete Abkühlung der wirtschaftlichen Stimmung auf hohem Niveau – eine Entwicklung, die sich trendmäßig auch in den kommenden Monaten fortsetzen dürfte. Bei den Erwartungen dürfte der obere Wendepunkt durchlaufen sein.“ Für Irsch kommt das nicht unerwartet: Dank der hohen Dynamik sei Deutschland rund zwei Jahre schneller aus der Krise entkommen, als ursprünglich angenommen. Nach diesem erfolgreichen Aufholprozess sollte sich das Tempo schon deshalb etwas verlangsamen, um eine Überhitzung des Konjunkturmotors zu vermeiden und so den Aufschwung zu verstetigen. Irsch weiter: „Wir erwarten, dass sich das Wirtschaftswachstum nach einem sehr starken, auch von Witterungseffekten geprägten ersten Halbjahr im zweiten Halbjahr zwar beruhigen, aber weiter deutlich aufwärtsgerichtet bleiben wird. An unserer Realwachstumsprognose von 3,0 % für dieses Jahr halten wir ausdrücklich fest.“