Der KfW-Indikator für das Geschäftsklima im deutschen Mittelstand ist im Mai um 1,3 Zähler auf 26,7 Saldenpunkte gesunken und hat sich damit zum dritten Mal in Folge verschlechtert. Dem liegen gleich starke Rückgänge sowohl der Einschätzungen der aktuellen Geschäftslage als auch der Erwartungen für die kommenden sechs Monate um jeweils 1,3 Zähler auf 37,4 bzw. 15,8 Saldenpunkte zugrunde.
Nachdem der Trend bereits den dritten Monat nach untern zeigt, gehen die Experten der KfW Bankengruppe davon aus, dass sich eine konjunkturelle Abkühlung ankündigt. Die Veränderungen waren allerdings jeweils kleiner als die durchschnittlichen monatlichen Schwankungen.
Anders als der Mittelstand beurteilten die Großunternehmen im Mai ihre aktuellen Geschäfte sogar geringfügig positiver als im Vormonat (+1,7 Zähler auf 46,0 Saldenpunkte). Ihre Geschäftserwartungen trübten sich hingegen noch etwas stärker ein als jene der Mittelständler (-2,2 Zähler auf 16,1 Saldenpunkte).
Bei der Preisentwicklung gehen die Unternehmen von einer Abflachung aus. Im Mittelstand fielen die Preiserwartungen um 2,9 Zähler auf 17,9 Saldenpunkte und bei den Großunternehmen um 4,0 Zähler auf 16,0 Saldenpunkte. Gesamtwirtschaftlich wirken die gesunkenen Erwartungen beruhigend auf die Inflationsängste der Konsumenten, auch wenn die Preiserwartungen weiterhin über dem langjährigen Durchschnitt liegen.
Auch die Pläne für Belegschaftserweiterungen wurden von den Unternehmen etwas eingedampft. Sie bleiben aber nach wie vor sehr ehrgeizig. Mittelständische Unternehmen (-1,3 Zähler auf 19,2 Saldenpunkte) zeigen sich in diesem Punkt deutlich vorsichtiger als die Großunternehmen (-0,3 Zähler auf 28,2 Saldenpunkte).
Dr. Norbert Irsch, Chefvolkswirt der KfW sieht die Beruhigung der Konjunktur positiv – das bisherige hohe konjunkturelle Tempo könne nicht dauerhaft durchgehalten werden. „Im Hinblick auf eine mögliche konjunkturelle Überhitzung – für die es etwa in der Preisentwicklung erste Anzeichen gibt – ist diese Normalisierung sogar wünschenswert. Sie geht zwangsläufig mit Geschäftsklimarückgängen einher, die wir nun sehen.“ Die Wirtschaftsaktivität bleibe dennoch hoch. „Daher gehen wir weiterhin von einem sehr starken Aufschwung in Deutschland aus, der mindestens bis ins nächste Jahr trägt.“