Städte können – je nach Image – Menschen anziehen oder abstoßen. Das hat weitreichende Auswirkungen darauf, ob sie vergreisen und entvölkern oder wachsen und sich dynamisch entwickeln. Von einer attraktiven Großstadt erwarten aber immer mehr Menschen eine ökologische Kommunalpolitik. Viele Bundesbürger machen eine solche Politik an der Qualität des Öffentlichen Personennahverkehrs ( ÖPNV) fest. Das ergab eine aktuelle Studie der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg und des Competence Centers für Erneuerbare Energien und Energieeffizienz (CC4E) der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) Hamburg und der strategischen Kommunikationsberatung fischerAppelt, advisors
Für die Studie wurden insgesamt rund 1000 Einwohner der Städte Berlin, Hamburg, Köln, München und Frankfurt/Main zum Nachhaltigkeitsimage ihrer Stadt sowie zu den Energieversorgern vor Ort befragt.
Neben einem bürgergerechten Angebot Öffentlicher Personennahverkehrsmittel erwarten die Bürger ein weitreichendes Angebot an erneuerbaren Energien und deren umfassende Förderung sowie umfassende städtische Informationsangebote.
In Bezug auf den städtischen Personennahverkehr fiel die Umfrage durchwegs positiv aus. Vor allem die Münchner und Hamburger Bürger sind mit ihrem ÖPNV zufrieden: 78 % der Münchner stuften das Angebot in der bayerischen Landeshauptstadt als „sehr gut“ oder „gut“ ein. In Hamburg waren es 75 %, in Berlin 70 % und in Frankfurt 68 %. Am wenigsten zufrieden äußerten sich die Kölner. Nur jeder Zweite (51 %) hält das Angebot seiner Stadt in dieser Kategorie für „sehr gut“ oder „gut“.
Gern gesehen wird auch ein städtisches Engagement für ökologische Projekte und Ziele. „Die deutschen Bürger wünschen sich ein hohes Umwelt-Engagement von ihren Städten“, bestätigt Prof. Dr. Werner Beba, Leiter des CC4E. „Für die Politik entsteht daraus ein wichtiger Handlungsauftrag.“
Obwohl neben dem ÖPNV das Thema erneuerbare Energien wesentlicher Bestandteil der Bürgerzufriedenheit sein könnte, scheinen hier die Metropolen ihre Hausaufgaben noch nicht gemacht zu haben. Während es zum ÖPNV nämlich überwiegend positive Rückmeldungen gab, sah zum Zeitpunkt der Umfrage im Herbst letzten Jahres die Mehrheit der Befragten in allen untersuchten Städten (64 %) bei der Förderung erneuerbarer Energien besonderen Handlungsbedarf.
Doch selbst die beste Umweltpolitik nützt wenig, wenn die Bürger darüber nicht informiert werden. Die Umfrage zeigt, dass hier noch viel zu tun ist, denn 70 % der Befragten wünschten sich, stärker zu Umweltthemen informiert zu werden. „Vor dem Hintergrund unserer Befragungen vom November vergangenen Jahres zeigt sich, dass Leuchttürme wie derzeit die Umwelthauptstadt Europas in Hamburg genau der richtige Weg sind, um dem Bedürfnis der Bürger nach mehr Informationen zum städtischen Umweltschutz zu begegnen“, appelliert deshalb Prof. Beba an die Politiker vor Ort.
Im Rahmen der Studie wurden die Teilnehmer außerdem zum Ruf der wichtigsten Energieversorger vor Ort sowie zu ihrer Einstellung zu diesen Anbietern befragt. Demnach ist ein günstiger Preis für 91 % der Verbraucher „wichtig“ oder „sehr wichtig“. An konkreten Informationen der Anbieter scheint es aber ebenso zu mangeln wie bei den Städten, denn im Rahmen der Studie wurden die Befragten gebeten, verschiedene Anbieter bestimmten Preiskategorien zuordnen. Das gelang vielen jedoch nicht. Häufig wurden Anbieter als teuer wahrgenommen, die tatsächlich zu den günstigsten am Markt gehören und umgekehrt.
„Wichtig“ beziehungsweise „sehr wichtig“ ist vielen Verbrauchern außerdem ein guter Service ihres Energieversorgers (84 %). 79 % kommt es besonders auf die Glaubwürdigkeit an. Der Verzicht auf Atomstrom war zum Zeitpunkt der Umfrage für 58 % „wichtig“ oder „sehr wichtig“. „Nach den Ereignissen in Japan dürfte sich dieser Anspruch noch verstärkt haben“, vermutet Fabian Brandt, Managing Director bei fischerAppelt, advisors. Eine untergeordnete Rolle spielte hingegen in der Umfrage die Förderung regionaler Aktivitäten durch den Energieversorger (34 %).
Eine Zusammenfassung der Studie Nachhaltigkeit, Energie und Klimaschutz: Positionierungspotenziale für Metropolen und Energieversorger steht per Download kostenfrei zur Verfügung.
(HAW Hamburg / ml)