Die Aussichten Deutschlands, auch in der absehbaren Zukunft ein weltweit führender Technologie- und Innovationsstandort zu bleiben, sind nach Meinung der Experten des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) eigentlich recht gut – vorausgesetzt, die Politik steht auch künftig zu technischen Lösungen. So lautet das Fazit der aktuellen Studie Technologiestandort 2020 des VDI, die in diesen Tagen im Rahmen des 25. Deutschen Ingenieurtags erschienen ist. Eine der Branchen, in denen Deutschland laut Studie führend sein könnte, ist die der erneuerbaren Energien, die bis 2020 über 200 Milliarden Euro in Deutschland investieren dürfte.
VDI-Präsident Prof. Bruno O. Braun wies bei der Vorstellung der Studie auf die von der Politik zu meisternde Gratwanderung zwischen Versorgungssicherheit und Wirtschaftlichkeit einerseits und Klimaschutz und Nachhaltigkeit andererseits hin. Er sieht die Ingenieure dabei in einer Schlüsselstellung. Sie müssten „intensiv an Systemen arbeiten, die den Energieverbrauch senken“.
Deutschland habe außerdem ein hohes Potenzial zum Leitmarkt für Ressourceneffizienz zu werden, da viele der dafür nötigen Kompetenzen im Land vorhanden seien. Als rohstoffarmes Land gehöre der sorgfältige Umgang mit den Ressourcen zu „Deutschlands industriellen Kerntugenden“.
Ähnliches treffe auf die Automobilbranche zu, die in den nächsten Jahren den Ressourcenverbrauch und die Emissionen ihrer Produkte senken müsse. Dabei dürfe es aber nicht bleiben, warnt Braun: „Neben dem Elektroauto müssen wir alle technologischen Optionen weiterverfolgen, etwa die Entwicklung von Wasserstoff- und Brennstoffzellen.“ Auch am Fahrzeuggewicht müsse noch gearbeitet werden. Es gelte vor allem, neue und leichtere Werkstoffe zu entwickeln.
Schlussendlich müsse die Skepsis vieler Bürger gegenüber technologischen Neuerungen und Entwicklungen abgebaut werden, mahnt der VDI. „Das Werben um Vertrauen in die Technik ist eine der größten Herausforderungen, vor der der Technologiestandort Deutschland in den nächsten Jahren steht“, glaubt VDI-Direktor Dr. Willi Fuchs. Angesichts der gewachsenen Skepsis und vor dem Hintergrund des enormen Fachkräftemangels von fast 70.000 Ingenieuren in Deutschland sei eine umfassende und bundeseinheitliche Bildungsstrategie dringend nötig.