Der Klimawandel bewegt die Menschen und damit die Medien weltweit. Die inhaltlichen Schwerpunkte und vorherrschenden Standpunkte sind allerdings je nach Region und Land durchaus unterschiedlich, wie eine aktuelle Studie des KlimaCampus der Universität Hamburg jetzt ergeben hat. Die drei Kommunikationswissenschaftler Mike S. Schäfer, Ana Ivanova und Andreas Schmidt untersuchten im Rahmen der Studie einen Mix von Ländern aus allen Kontinenten, der auch viele nicht-englischsprachige Medien umfasste. Dabei zeigte sich, dass in Europa und den USA nicht nur die meisten, sondern auch im Tenor ganz ähnliche Presseartikel erschienen sind.
Andere Staaten aus Asien, Afrika, Südamerika oder Arabien weisen kaum länderübergreifende Übereinstimmungen auf, außer einer deutlichen Zunahme der Menge an Presseveröffentlichungen. Weltweit hat ist die Zahl der Presseartikel zum Thema Klimawandel seit 1996 auf das Vier- bis Achtfache gestiegen.
Für die jetzt in der Fachzeitschrift Studies in Communication/Media veröffentlichte Arbeit wurden mehr als 80.000 Zeitungsartikel analysiert. „Das Thema gewinnt in allen Ländern stark an Bedeutung – doch manche Länder sind sich ähnlicher“, so Schäfers Fazit. Bewusst wurden von den Studienautoren sowohl Verursacherländer des Klimawandels wie die USA, Australien oder Frankreich, als auch potenziell eher betroffene Länder wie Namibia, Indonesien oder Mexiko mit einbezogen. Vergleichbare Arbeiten beschränkten sich bisher vor allem auf die westliche und englischsprachige Presse. Das Team wertete für die Studie Zeitungsartikel von 1996 bis 2010 aus.
Dabei zeigt sich, dass in europäischen und nordamerikanischen Ländern ähnliche Aufmerksamkeitsmuster herrschen. „Ereignisse der internationalen Klimapolitik scheinen hier die Taktgeber zu sein“, so Schäfer. Im Zentrum der Berichterstattung stehen vor allem gesellschaftliche Anlässe wie Klimakonferenzen oder Sachstandsberichte des Weltklimarats IPCC.
Anders der Rest der Welt: Betrachtet man die Presse global, zeigen sich weit geringere Übereinstimmungen. In Teilgruppen wie der asiatischen Öffentlichkeit mit Brunei, Indonesien, Thailand, Malaysia, Singapur, China, Indien, Jemen und Jordanien fanden die Forscher kaum Ähnlichkeiten. Das gilt sogar für dicht beieinanderliegende Staaten mit ökonomisch ähnlicher Entwicklung.
Die Medien dieser Staaten agieren demnach individueller und orientieren sich weniger an ihren Nachbarn oder an vermeintlich globalen Klimaanlässen. Das Interesse scheint eher von nationalen oder regionalen Auswirkungen des Klimawandels geprägt zu sein, von denen viele Entwicklungs- und Schwellenländer besonders stark betroffen sind.
Eine Kurzversion der Studie steht per Download kostenlos im Internet zur Verfügung.