Der World Wide Fund For Nature (WWF) gilt als größte Naturschutzorganisation der Welt und genießt höchstes Renommee. Aber der WWF ist auch ein Arbeitgeber mit weltweit rund 4000 Mitarbeitern in hundert Ländern. Was nun eine hochinteressante Reportage des WDR ans Tageslicht brachte, könnte man deshalb als unvermeidbare Begleiterscheinung einer weitverzweigten und mittlerweile unübersichtlichen NGO (Non-Governmental Organization) abtun – wären da nicht einige Interviews, die einen arg schalen Nachgeschmack hinterlassen.
So werden in der Reportage Der Pakt mit dem Panda – Was uns der WWF verschweigt des Dokumentaristen und investigativen Journalisten Wilfried Husmann viele Widersprüche zwischen dem Bild des WWF bei den umweltbewegten Deutschen, den Bekundungen der NGO auf internationaler Ebene und den Handlungen von hochrangigen WWF-Vertretern vor Ort aufgedeckt.
Ein besonderes Augenmerk der Filmcrew gilt dem Wirken des WWF in Argentinien. Und das ist umso bemerkenswerter, als noch vor wenigen Monaten deutschen Autofahrern angesichts deren Weigerung den Biosprit E10 zu tanken immer wieder Argentinien als Vorbild vorgehalten wurde, sollten im Land des Tangos doch fast alle Autos mit 100-prozentigem Biodiesel fahren. Kritische Geister konnten sich angesichts dieses Vorbilds nur die Augen reiben: Argentinien als umweltethisches Wunderland? Wer diese WWF-Doku (spätestens ab der 27. Minute) gesehen hat, weiß jetzt: Das argentinische Biodiesel-Wunder ist in Wirklichkeit ein Alptraum. Und wer den Stammeshäuptling Sangara ganz am Ende der Doku gehört hat, muss sich zusammenreissen, um nicht loszuheulen.
Allerdings sollte man auch diese Doku durchaus mit kritischen Augen betrachten, denn die Filmcrew ist ihrerseits nicht frei von Parteilichkeit. So bleiben die Verdienste des WWF völlig außen vor. Immerhin ist die übergroße Mehrheit seiner Mitarbeiter besten Willens, Natur und Umwelt zu schützen. Vielmehr regt sich angesichts der Doku der fatale Verdacht, dass das Fußvolk der Organisation mangels Professionalität und Erfahrung sowie angesichts einer erstaunlichen Leichtgläubigkeit selbst längst Opfer der Machenschaften einiger Spitzenfunktionäre des WWF geworden ist – ein Problem, das viele NGOs kennzeichnet. Ein noch so ehrenhaftes und starkes soziales Engagement allein ist eben kein Ersatz für fachliches Können und Wissen.
Schade übrigens, dass mit dieser Entwicklung ausgerechnet eine der wenigen nicht ideologisierten Umweltorganisationen an Glaubwürdigkeit einbüßt. Es bleibt zu hoffen, dass das Team um Wilfried Husmann auch einige der ideologisch radikaleren NGOs ebenso so kritisch unter die Lupe nimmt. (ml)