Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) erwartet für 2011 einen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um mehr als 3 %. Das teilte BDI-Präsident Hans-Peter Keitel am Dienstag auf dem BDI-Investitionskongress in Berlin mit. Basis der Prognose ist eine im Auftrag des BDI vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) angefertigte Studie, für die über 1000 Unternehmen befragt wurden. Demnach haben 94 % der Unternehmen aus Industrie und industrienahen Dienstleistungen im vergangenen Jahr Investitionen getätigt. Deren Gesamtwert lag bei 223 Milliarden Euro. Das entspricht einem Plus gegenüber dem Vorjahr von rund 16 %.
Keitel warnte allerdings vor zu blindem Optimismus: „Derzeit läuft es gut, aber kein Aufschwung dauert ewig. Der erfreuliche Trend darf nicht von einem grundsätzlichen Strukturproblem ablenken: Am Standort Deutschland herrscht seit Jahren eine strukturelle Investitionsschwäche.“
Gut abzulesen ist das am wachsenden Anteil der Auslandsinvestitionen: Zehn Prozent der deutschen Unternehmensinvestitionen gingen im Jahr 2010 bereits ins Ausland. Wie die Umfragen weiter ergaben, dürfte dieser Anteil bis 2021 auf 18 % steigen. „Dies ist kein Exodus aus Deutschland, sondern Auftrag für die Politik, sich um die restlichen 82 Prozent des Investitionsbudgets intensiv zu kümmern“, mahnte Keitel. „Es gibt zu viele Hemmnisse, die das Investieren beeinträchtigen oder verhindern.“ Laut Befragung halten die Unternehmen vor allem drei Gründe von Investitionen in Deutschland ab: die ausufernde Bürokratie, der Fachkräftemangel und die Gefahr einer zukünftig unsicheren und sich verteuernden Energieversorgung.
Keitel versicherte zwar, der BDI trage die Energiewende grundsätzlich mit, da man vieles für richtig halte. Manches sei aber überstürzt und einiges schlicht unrealistisch. Er mahnte daher: „Ein kluges Monitoring des folgenreichen Umbaus der Energiesysteme in Deutschland ist notwendig. Es wäre gefährlich, einen starren Fahrplan zu beschließen, der keine Kontrollmechanismen für mögliche Zielabweichungen enthält.“ Für ein Gelingen der Energiewende seien zudem Milliardeninvestitionen nötig. Aber „jede Investition braucht intelligente Rahmenbedingungen, die der Staat setzen muss. Ganz wichtig ist Verlässlichkeit.“ Wie verlässlich die Regierung ist, werde sich aber erst an der Ausgestaltung der Energiewende ablesen lassen, so Keitel.
Inwieweit die Unternehmen bereit sein werden, in Deutschland zu investieren hänge auch davon ab, wie die Politik mit der Schuldenkrise im Euroraum umgehe, warnte Keitel. Vordringlichste Aufgabe der Politik sei es, die Geldwertstabilität zu sichern. Die Notenbanken müssten frühzeitig die Liquidität, die sie dem Markt in der akuten Krise zur Verfügung gestellt haben, wieder einsammelten. Der BDI unterstütze eine Finanzmarktordnung, die im Krisenfall eine Beteiligung der Gläubiger vorsieht.
Die der Prognose des BDI zugrundeliegende Studie Investieren in Deutschland – Die Sicht des Investors des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln steht per Download kostenfrei im Internet zur Verfügung.