Genau zehn Jahre ist es her, dass die großen deutschen Wirtschaftsverbände mit der Bundesregierung eine Vereinbarung zur Förderung der Chancengleichheit von Frauen und Männern in der Privatwirtschaft schlossen. Nun zogen die Beteiligten ihre mittlerweile vierte Bilanz und konnten darin eine Menge Positives berichten. Die Chancengleichheit von Frauen und Männern am Arbeitsmarkt habe sich in den vergangenen Jahren deutlich verbessert, so das Fazit. Für die Wirtschaft ist das zugleich der Beweis dafür, dass die freiwillige Selbstverpflichtung zur Angleichung der Chancen von Männern und Frauen funktioniert.
Die Wirtschaft habe die 2001 mit der Bundesregierung getroffenen Zusagen durchgängig erfüllt, betonte der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) bei der Vorstellung des Berichts mit dem Titel 4. Bilanz Chancengleichheit.
Positive Zehnjahres-Bilanz
- Frauen erreichen immer bessere und höhere Bildungsabschlüsse. Die Mehrzahl der Abiturienten sind heute Frauen. Bei der Zahl der Studienabsolventen hat sich der frühere Rückstand der Frauen in den letzten Jahren in einen knappen Vorsprung vor den Männern umgewandelt.
- Die Erwerbstätigkeit von Frauen steigt weiter steil an. Inzwischen üben mehr als 66 % aller Frauen im erwerbsfähigen Alter einen Beruf aus. Das ist rund ein Fünftel mehr als bei Unterzeichnung der Vereinbarung zur Förderung der Chancengleichheit.
- Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie wird immer stärker von den Betrieben unterstützt. Die Bilanz zeigt, dass heute fast 100 % der Unternehmen familienfreundliche Angebote machen, deren Vielfalt und Zahl weiter steigt. Die häufigsten Angebote finden sich im Bereich Arbeitszeitflexibilisierung, gefolgt von Angeboten während der Elternzeit und zur Elternförderung.
- Frauen ergreifen die Initiative: Der Anteil von Frauen an den Selbstständigen stieg seit 2001 um über 10 % auf 31 %. 35 % aller Unternehmen werden inzwischen von Frauen gegründet.
- Der Frauenanteil in Führungspositionen, Aufsichtsräten und Vorständen steigt kontinuierlich. Unternehmen setzen sich immer häufiger selbstverpflichtende Ziele – sowohl für Führungspositionen als auch für Aufsichtsräte. Knapp 28 % der Führungspositionen sind inzwischen von Frauen besetzt, bei jüngeren Führungskräften bis 39 Jahre sogar 38 %. Der Mittelstand geht hier mit gutem Beispiel voran. In der ersten Führungsebene liegt der Frauenanteil je nach Unternehmensgröße zwischen 20 und 27 % und auf der zweiten Führungsebene bei 37 bis 51 %. Im Handwerk stieg der Anteil der Frauen an den Meisterprüfungen seit 2001 um die Hälfte auf heute über 20 %.
- Auch in den Aufsichtsräten der DAX30-Unternehmen wurde der Frauenanteil erhöht, gerade seit den neuen Empfehlungen des Deutschen Corporate Governance Kodex. Der Frauenanteil auf der Seite der Anteilseigner hat sich in den DAX30-Unternehmen in den letzten beiden Jahren auf knapp 11 % erhöht und damit mehr als verdoppelt. Mit mehr als 15 % Frauen in den Gesamtaufsichtsräten der DAX30-Unternehmen liegt Deutschland über dem EU-weiten Durchschnitt in Boards von 11 %.
(Zitiert aus der Pressemitteilung des BDI vom 4. Juli 2011)
Der BDI machte deutlich, die Wirtschaft werde die Ziele der Vereinbarung auch weiterhin mit Nachdruck verfolgen, das gebiete schon der Fachkräfte und der demografische Wandel, die zusammen die Mobilisierung des Arbeitskräftepotenzials der Frauen erfordern. Die Wirtschaft werde sich zum Beispiel dafür einsetzen, mehr Mädchen und Frauen für naturwissenschaftlich-technische Berufe zu begeistern. Darüber hinaus sehe sich die Wirtschaft gefordert, durch familienfreundliche Arbeitszeiten die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu stärken. Allerdings sei auch die Politik gefordert. Sie müsse vor allem den Ausbau der Kinderbetreuung voranbringen, damit Frauen, die arbeiten wollen, auch arbeiten können.
Der Bericht 4. Bilanz Chancengleichheit. Erfolgreiche Initiativen unterstützen – Potenziale aufzeigen steht per Download kostenfrei im Internet zur Verfügung.