Während die Nation heiße Debatten über den zu geringen Frauenanteil in den Chefetagen der DAX-Konzerne führt, leben der Mittestand und das Handwerk schon seit einiger Zeit vor, dass es auch ohne gesetzliche Quoten geht. Beide Bereiche leiden nämlich unter der demografischen Entwicklung und dem Fachkräftemangel. Sie sind deshalb auf die stärkere Mitarbeit der Frauen auf allen Ebenen der Betriebe angewiesen. Für das Handwerk belegt die 4. Bilanz zum Stand der Chancengleichheit von Frauen und Männern in der Privatwirtschaft einen deutlich steigenden Anteil an Frauen.
Demnach sind bereits fast 27 % aller neuen Auszubildenden im Handwerk weiblich. Mehr als 20 % der Meisterprüfungen werden von Frauen abgelegt. In den vergangenen 20 Jahren hat sich der Frauenanteil bei den bestandenen Meisterprüfungen damit fast verdoppelt.
Aber auch die Bereitschaft zur Selbständigkeit im Handwerk steigt unter Frauen an. Bereits jeder vierte Gründer im Handwerk (24 %) ist inzwischen weiblich. Darüber hinaus sind über 75 % der Handwerksbetriebe Familienbetriebe, die von einem Ehepaar geleitet werden. Entsprechend nehmen Frauen im Handwerk als Unternehmerfrauen schon immer vielfältige Führungsaufgaben wahr. Durch zahlreiche Fördermaßnahmen soll der Frauenanteil aber noch weiter ausgebaut werden.
Mit der Einführung des Elterngeldes und dem begonnenen deutlichen Ausbau der Kinderbetreuung habe die Bundesregierung wichtige Rahmenbedingungen geschaffen, um Familie und Beruf für Mütter und Väter besser vereinbar zu machen, lobte Otto Kentzler, Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH) bei der Vorstellung der Bilanz die Politik. Er mahnte, dieser Weg müsse fortgesetzt werden.
Die Vorgabe gesetzlicher Frauenquoten sei jedoch der falsche Weg und ein zu massiver Eingriff in die Personalplanung der Unternehmen, kritisierte Kentzler. Die Entwicklung zeige, „dass die vor 10 Jahren zwischen der Bundesregierung und den Spitzenverbänden der Wirtschaft geschlossene freiwillige Vereinbarung zur Förderung der Chancengleichheit erfolgreich ist“.