Frauen lieben schnuckelige Kleinwägen und sehen in Luxuslimousinen und PS-Boliden lediglich Machospielzeuge – so die landläufige Meinung. Eine aktuelle Studie der Hochschule Niederrhein widerlegt nun dieses Vorurteil: So kaufen Frauen sogar immer häufiger Autos der Ober- und Luxusklasse und tragen damit nicht unwesentlich zu den guten Verkaufszahlen dieser Fahrzeugklassen bei. „Frauen interessieren sich sehr wohl für Leistung, Komfort und Ausstattung ihrer Wagen,“ weiß Prof. Dr. Doris Kortus-Schultes, Leiterin des Kompetenzzentrums Frau und Auto der Hochschule.
Die unter der wissenschaftlichen Leitung von Doris Kortus-Schultes vom Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der Hochschule Niederrhein und Professor Wolfgang Laufner von der Fachhochschule Dortmund durchgeführte Studie mit dem Titel Fahrerinnen und Fahrer von Pkw der Ober- und Luxusklasse zeigt aber auch, dass Frauen andere Schwerpunkte bei der Beurteilung dieser Fahrzeuge setzen als Männer. Welche, das heruaszufinden war die eigentliche Aufgabe der Studie: Gibt es geschlechterspezifische Unterschiede in der Beurteilung dieser Wagenklasse zwischen Frauen und Männern? Masterstudierende der Hochschule Niederrhein und der Fachhochschule Dortmund befragten dafür 94 Frauen und 64 Männer, die Wagen der Ober- und Luxusklasse fahren beziehungsweise besitzen.
Und tatsächlich: Es gibt Unterschiede. So zählen für Frauen weniger die besonderen Leistungseigenschaften von Motor und Antrieb als vielmehr die allgemeinen Ausstattungsmerkmale. „Mehr als die Männer verweisen Frauen auf Größe, Platzangebot und Bequemlichkeit, während für beide der Kofferraum und die Ladefläche gleichermaßen wichtig sind“, so die Studienautorinnen. Soweit keine Überraschung. Erstaunlicher ist schon der Befund, dass Frauen weniger Wert aufs äußere Design legen als Männer. Sie sind dafür empfänglicher für ein edles Interieur.
Weitgehend einer Meinung sind jüngere Frauen und Männer (bis 39 Jahre), was die Sicherheit betrifft: Sie ist nur zweitrangig.
Gerade im Segment der Ober- und Luxusklasse spielt laut Studie das Image für Männer eine besonders große Rolle. Für eine bestimmte Marke sind sie bereit, auch über ihre finanziellen Möglichkeiten zu gehen. Das sei bei Frauen zwar nicht der Fall. Aber auch sie wollen, dass sie mit ihrem Wagen auffallen, so die Studienautorinnen. „Frauen möchten ‚Blicke auf sich ziehen‘ und zu einer ‚exklusiven Minderheit‘ gehören. Das sind Antworten, die wir immer wieder gehört haben. Außerdem zeigen viele Frauen, besonders Geschäftsfrauen und Selbstständige, mit ihrem Wagen, was sie erreicht haben. Sie kaufen sich ein ihrem Status angemessenes Fahrzeug“, erläutert Susanne Bitzer, eine der Autorinnen.
Ein weiterer Unterschied: das Glücksempfinden, das die Besitzer mit ihren Wagen verbinden. So bezeichneten befragte Frauen das Fahren eines Cabrios als „sinnliches Vergnügen“. Auch die Familientauglichkeit des Wagens spielt für Frauen eine größere Rolle.
Bei Navigationssystemen sind sich die Geschlechter wieder einig: Bei beiden Gruppen steht eine Verbesserung in diesem Bereich auf der Prioritätenliste beim nächsten Autokauf ganz oben.
Die Studie Fahrerinnen und Fahrer von Pkw der Ober- und Luxusklasse ist als Band 8 (ISBN 978-3-86955-763-2) der Schriftreihe des Kompetenzzentrums erschienen und für Automobilhersteller eine lohnenswerte Lektüre.