Die Differenz zwischen den Arbeitsplätzen für Ingenieure und dem begrenzten Potenzial derzeit beschäftigungsloser Ingenieure ist in Deutschland zwischen Mai und Juni erneut gewachsen. Fehlten rein rechnerisch im Mai noch 73.100 Ingenieure, so waren es im Juni bereits mindestens 76.400 – mithin so viele wie noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen im August 2000. Die Zahlen werden monatlich gemeinsam vom Verein Deutscher Ingenieure (VDI) und dem Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln erhoben. VDI-Direktor Dr. Willi Fuchs ist hinsichtlich der weiteren Entwicklung pessimistisch: „Wir rechnen in den kommenden Monaten nicht mit einem Rückgang der Fachkräftelücke.“
Fuchs weiter: „Der Wegfall der Vorrangprüfung für ausländische Ingenieure ist ein Schritt in die richtige Richtung. Aber das wird nicht reichen, um dem Fachkräftemangel zu begegnen. Wir müssen uns weiterhin auch im eigenen Land dafür einsetzen, Jugendliche für Technik zu begeistern.“ Fuchs betont, dass der VDI bereits durch eigene Programme zur Besserung der Situation beitrage, z. B. durch das Projekt VDI Elevate, ein Förderprogramm für Ingenieurstudierende.
Unter dem Mangel leiden vor allem Unternehmen, die auf Maschinen- und Fahrzeugbauingenieure angewiesen sind. Ihnen fehlen 31.300 Ingenieure. Auch an Elektroingenieuren herrscht ein großer Mangel. Auf sie warten 18.300 derzeit unbesetzte Stellen. Der Mangel an Bauingenieuren ist mit 10.600 unbesetzten Stellen zwar nur etwas mehr als halb so groß, aber immer noch erheblich.
Regional betrachtet leidet die Wirtschaft in Baden-Württemberg am meisten. Ihr fehlen 20.600 Ingenieure. In Bayern warten 13.000 unbesetzte Stellen auf Bewerber, in Nordrhein-Westfalen harren 12.600 verwaiste Stellen auf eine Besetzung.
Genauere Daten und Fakten finden sich wie immer im aktuellen Ingenieurmonitor. Die Juni-Ausgabe steht per Download wieder kostenfrei im Internet bereit.