Das böse Wort von der „Generation Praktikum“ macht seit ein paar Jahren in den Medien die Runde und heizt die Stimmung gegen die Unternehmen an – je nach Sichtweise mal gestützt, mal widerlegt von Studien und Gegenstudien. Aber auch ohne Expertenexpertise kennt fast jeder im Bekanntenkreis mindestens einen Praktikanten, der sich unfair behandelt fühlt. Etwas muss also dran sein am Bild des ausgebeuteten Praktikanten. Dabei steckt hinter einer vermeintlichen Benachteiligung nicht selten Unwissenheit des Arbeitgebers – oft gepaart mit dessen Gedankenlosigkeit, weil es ja „nur“ um eine Praktikantenstelle geht. Das soll ein kostenfreier Praxisleitfaden ändern.
Praktikanten sollen für ihre berufliche Zukunft die Praxis kennenlernen. Praktika gehören deshalb gesellschaftlich betrachtet untrennbar zum Studium und zur Ausbildung dazu. Mindestens genauso wichtig: Praktika prägen ganz wesentlich das Bild der meist jungen Menschen von der Wirtschaft und ihren Akteuren. Die freie Wirtschaft braucht aber zum Weiterbestehen Bürger, die von unseren gesellschaftlichen Prinzipien überzeugt sind. Wer jedoch junge Menschen unfair behandelt, darf sich später über brennende Autos und soziale Randale nicht wundern.
Dabei bedeutet Fairness immer auch das Einhalten formaler Spielregeln: Muss ein Praktikantenvertrag schriftlich abgeschlossen werden? Haben Praktikanten Anspruch auf Vergütung und Urlaub? Kann der Arbeitgeber einen Praktikantenvertrag auch vorzeitig kündigen? Welche sozialversicherungsrechtlichen Vorschriften sind zu beachten?
Alle diese und weitere Fragen beantwortet der neue Leitfaden für Praktikanten und ihre Arbeitgeber. Erarbeitet wurde er vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales, dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) sowie der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK), dem Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) und dem Bundesverband der Freien Berufe (BFB).
Praktikanten können mit dem Leitfaden überprüfen, ob die rechtlichen und inhaltlichen Vorgaben bei ihrem Praktikum erfüllt sind. Unternehmen, vor allem kleine und mittlere, können sich über die verschiedenen Formen von Praktika informieren und erhalten Unterstützung, etwa bei der Vertragsgestaltung. (BMBF / ml)