Die stromintensiven Branchen werden in Zukunft durch steigende Strompreise erheblich belastet werden. Umso wichtiger ist es für die betroffenen Unternehmen, mit der benötigten Energie möglichst effizient umzugehen. Eine Effizienzsteigerung fällt aber nicht vom Himmel sondern erfordert zuerst einmal hohe Investitionen. Lohnen sich diese denn? Ja, sagt eine brandneue Studie des Beratungsunternehmens Roland Berger. Und nicht nur das: Diese Investitionen schaffen darüber hinaus zusätzliche Jobs, Umsatzzuwächse und Innovationen.
Die Studie Effizienzsteigerung in stromintensiven Industrien analysiert anhand von vier ausgewählten Industrien – Grundstoffchemie, Papier- und Pappeindustrie, metallerzeugende Industrie, Verarbeitung von Steinen und Erden – jedoch nicht nur das Verhältnis von Investitionen und Einsparungen, die Studienautoren zeigen auch Handlungsstrategien bis zum Jahr 2050 auf.
Ihre Analyse ergab, dass der Strombedarf bei stromintensiven Industrien in den nächsten Jahren stark steigen wird. Schuld daran ist – neben dem Ausbau von strombasierten Produktionsverfahren – auch der zunehmende Automatisierungsgrad.
Parallel dazu werden voraussichtlich die Strompreise kräftig anziehen. Das liegt nicht nur am frühzeitigen Atomausstieg mit einer entsprechenden Angebotsverknappung, sondern auch an höheren Kosten für CO2-Zertifikate und Brennstoffe sowie am Ausbau von Stromnetzen für Erneuerbare Energien. „Der Strompreis wird in den nächsten 20 Jahren um rund 70 % steigen“, schätzt Ralph Büchele von der Strategieberatung Roland Berger.
Gerade in den stromintensiven Branchen sehen die Experten von Roland Berger daher ein großes Potenzial für Effizienzsteigerungen. „Die Entwicklung neuer Effizienztechnologien durch die verschiedenen Anbieter und deren Einsatz auf Anwenderseite ermöglichen eine nachhaltige Senkung des Stromverbrauchs und somit eine signifikante Reduzierung der Stromkosten“, erklärt Torsten Henzelmann, Partner bei Roland Berger.
Die Experten des Beratungsunternehmens glauben, dass beispielsweise in der Papierindustrie die Energieeffizienz bis zum Jahr 2030 durchaus um rund 30 % gesteigert werden könnte. Bis 2050 liege das Potenzial sogar bei 50 %. In der Metallverarbeitungsindustrie seien bis 2050 bei den Stromkosten immerhin Einsparungen von bis zu 40 % denkbar. Voraussetzung hierfür seien allerdings gezielte Investitionen in Effizienzmaßnahmen, mahnt Büchele. Diese machten sich jedoch bezahlt: „Die vier in der Studie untersuchten Branchen müssten bis 2050 rund 23 Milliarden Euro in Effizienztechnologien investieren. Dadurch ließen sich im Gegenzug über 100 Milliarden Euro an Energiekosten einsparen.“ Bliebe unter dem Strich ein Plus von 77 Milliarden Euro und mehr.
Die Investitionskosten umfassen im Wesentlichen Mehrkosten für den Einsatz von effizienteren Maschinen sowie für optimierte Produktionsverfahren. So kann zum Beispiel eine effizientere Rohstoffverarbeitung in der Papierindustrie erheblich Strom sparen. In der metallverarbeitenden Industrie bieten effiziente Gießmaschinen und Erwärmungsanlagen ein hohes Sparpotenzial.
Darüber hinaus bieten derartige Investitionen der Wirtschaft weitere positive Effekte: So entstünden bei den Anbietern der effizienzsteigernden Technologien mehr Jobs, höhere Umsätze und Innovationsanreize. Auch die Abnehmer der Technologien könnten nicht nur von reduzierten Energiekosten profitieren. Sie könnten sich durch die effizientere Produktion von weniger effizient produzierenden Marktteilnehmern vor allem aus den Schwellenländern positiv abheben und im globalen Wettbewerb punkten.
Eine Präsentation der wichtigsten Studienergebnisse steht per Download kostenfrei im Internet zur Verfügung.
(Roland Berger / ml)