2013 beginnt die 3. Handelsperiode des EU-Emissionshandelssystems (EU EHS). Dann sinkt das Volumen der kostenlosen Zuteilung von Emissionsrechten. Derzeit müssen nur 27 % der Unternehmen Emissionsrechte zukaufen. Ab 2013 wird fast jedes dritte Unternehmen (63 %) für Emissionsrechte löhnen müssen, so das Ergebnis des gemeinsam von der KfW-Bankengruppe und dem Zentrum der Europäischen Wirtschaftsforschung (ZEW) herausgegebenen aktuellen CO2-Barometers. Besonders problematisch ist die mangelhafte Vorbereitung der deutschen Unternehmen auf die zusätzlichen Kosten.
So haben laut Studie bisher nur rund 40 % der befragten Unternehmen die künftigen Kosten für die benötigten Emissionsrechte durchgerechnet. Dr. Norbert Irsch, Chefvolkswirt der KfW Bankengruppe, warnt außerdem davor, „dass viele Investitionen, die erhebliche Emissionsreduktionen mit sich bringen würden, kurz- und sogar mittelfristig nicht zu erwarten sind. Sie kommen für die Energiewende zu spät“. Dies hänge mit der langen Restlebensdauer von im Schnitt 15 Jahren der im Emissionshandelssystem erfassten Anlagen zusammen, so Irsch weiter.
Allerdings zeigt die Studie auch, dass der Anteil der Unternehmen, die ab 2013 in Energieeffizienztechnologien investieren wollen, steigt. Dabei steht das Motiv, mit den Investitionen die CO2-Bilanz zu verbessern, immer öfter im Vordergrund, weiß Prof. Dr. Andreas Löschel, Leiter des Forschungsbereichs Umwelt- und Ressourcenökonomik, Umweltmanagement am ZEW.
Schwierigkeiten macht den betroffenen Unternehmen die Planbarkeit der durch die Änderung des EU-Emissionshandelssystems entstehenden Kosten. Wie die Studie zeigt, werden die zusätzlich nötigen Emissionsrechte die Unternehmen mit einem hohen CO2-Ausstoß zwar in jedem Fall einige Millionen Euro kosten. Da aber die Menge der zugeteilten kostenlosen Rechte erst Anfang bis Mitte 2012 festgelegt wird, bleiben den Unternehmen nur wenige Monate Vorbereitungszeit – viel zu wenig nach Meinung der Unternehmen.
Die Ergebnisse des diesjährigen KfW/ZEW CO2-Barometers verdeutlichen daher, dass sich die Unternehmen noch besser auf die Herausforderungen des EU-EHS einstellen müssen. Gerade im Hinblick auf ein effizientes „Carbon Management“ besteht hoher Nachholbedarf. Die meisten (70%) der vom Emissionshandel betroffenen Unternehmen bieten ihren Mitarbeitern z. B. keinerlei Anreize zur Auffindung von CO2-Minderungspotenzialen. Eine volle Anreizwirkung durch den Emissionshandel entfaltet sich in der Mehrzahl der Unternehmen nach Meinung der Autoren Irsch und Löschel daher nicht.
Ein weiteres zentrales Ergebnis der Studie: 61 % der Unternehmen mit mehreren Anlagen gleichen eine Über- oder Unterdeckung bestimmter Anlagen mit Emissionsrechten unternehmensintern aus. Deshalb gelangen die Emissionsrechte nicht in den freien Handel, worunter die Effizienz des Instruments Emissionshandel leidet.
Die Effizienz des Emissionshandels kann auch beeinträchtigt werden, wenn Handelstätigkeiten aufgrund von Transaktionskosten erschwert werden. So muss nach dem KfW/ZEW CO2-Barometer ein Unternehmen mit geringen Emissionen noch einen Aufschlag auf den Zertifikatepreis von etwa 4 % insbesondere für die Emissionsmessung und die erforderliche Berichterstattung kalkulieren, während ein Unternehmen mit hohem CO2-Ausstoß im Schnitt lediglich 0,5 % ansetzen muss.
Das aktuelle KfW/ZEW CO2-Barometer steht per Download kostenfrei im Internet zur Verfügung.