Die Idee klingt ebenso simpel wie genial: Wird in Kohlekraftwerken ein Teil der Kohle durch regenerative Biomasse ersetzt, verringert sich die Klimabelastung. Die dafür nötigen technischen und logistischen Anpassungen der Kohlekraftwerke sind nach Expertenmeinung relativ gering. Das bedeutet, dass eine derartige Umstellung nahezu von heute auf morgen möglich ist. Laut einer Studie der Deutschen Energie-Agentur (dena) könnten in Deutschland auf diese Weise kurzfristig bis zu 50 % der Kohle durch Holzpellets ersetzt und – im Rahmen der bestehenden Kohlekraftwerke – knapp 30 Millionen Tonnen CO2 eingespart werden. Das entspricht rund einem Zehntel der hierzulande jährlich durch Kohlekraftwerke entstehenden CO2-Emissionen.
Um Kohle durch Holz zu ersetzen, müssen allerdings geeignete Rahmenbedingungen geschaffen und Nachhaltigkeitskriterien für die Produktion von holzartiger Biomasse eingeführt und beachtet werden. „Die Verwendung insbesondere hochwertiger Holzpellets in Kohlekraftwerken kann einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten“, so Stephan Kohler, Vorsitzender der Geschäftsführung der dena. „Deshalb müssen wir die Marktentwicklung der Biomassemitverbrennung gezielt fördern.“
Neben dem Vorteil der CO2-Einsparung bietet die Holzbeimengung noch einen weiteren Pluspunkt: Der dadurch gewonnene regenerative Energieanteil steht als sogenannte gesicherte Kraftwerksleistung zur Verfügung, die weder vom Wetter noch von der Tages- und Jahreszeit abhängt. Die Pelletverbrennung hilft daher, die Versorgungssicherheit trotz Energiewende aufrechtzuerhalten.
Die durch den Einsatz von Holzpellets in Kohlekraftwerken entstehenden Mehrkosten sind laut dena derzeit zwar noch höher als die Einsparungen durch den geringeren Zukauf von CO2-Zertifikaten – noch ist mit einem durchschnittlichen Förderbedarf von 3,6 Cent/kWh zu rechnen. Bei steigenden Steinkohle- und CO2-Zertifikatspreisen dürfte dieser Förderbedarf aber schon bald drastisch sinken.
Im Vergleich zu anderen regenerativen Energien sind die CO2-Vermeidungskosten durch das Mitverbrennen der Pellets heute schon relativ niedrig. Sie betragen bei einer Holzmitverbrennung von 10 % in Steinkohlekraftwerken zwischen 27 und 54 Euro/t CO2. Der Durchschnittswert der im Rahmen des EEG geförderten Technologien, liegt bei rund 80 Euro/t CO2. In Belgien, Dänemark, Großbritannien und den Niederlanden wird die Mitverbrennung bereits heute gefördert.
Eine zentrale Voraussetzung für den Holzeinsatz in Kohlekraftwerken ist allerdings die Einhaltung der nationalen und internationalen Nachhaltigkeitskriterien bei der Bereitstellung und Nutzung von fester Biomasse. Die Europäische Kommission berät deshalb derzeit die Einführung von verpflichtenden Kriterien.
Um den Bedarf bei einer 10-prozentigen Holzmitverbrennung in Steinkohlekraftwerken decken zu können, müssten rund 7 Millionen Tonnen Holzpellets pro Jahr eingesetzt werden. Dieser Bedarf könnte in Deutschland nur durch einen Mix aus heimischer und importierter Biomasse gedeckt werden. Wie die Experten der dena bereits erkannt haben, droht bei dieser Größenordnung ein Interessenskonflikt mit anderen holzverarbeitenden Wirtschaftszweigen (wir haben darüber bereits berichtet). Um einen Nutzungskonflikt zu vermeiden, empfehlen die dena-Experten die Erschließung globaler Holzpotenziale.
Die dena-Studie Die Mitverbrennung holzartiger Biomasse in Kohlekraftwerken – Ein Beitrag zur Energiewende und zum Klimaschutz? entstand mit Unterstützung der Vattenfall Europe AG. Die Studie steht per Download kostenfrei im Internet zur Verfügung. (Quelle: dena/ml)