Nicht alle Belastungen am Arbeitsplatz müssen sein. Manche lassen sich ganz vermeiden, andere zumindest mindern, was in jedem Fall dem Arbeitsergebnis zugutekommt. Dabei kam allerdings bisher die Sicht der betroffenen Mitarbeiter oft zu kurz. Gängige psychologische Arbeitsanalyseverfahren analysieren nur die Mitarbeitersicht auf Arbeitsinhalte, nicht jene auf Störfaktoren wie Staub und Lärm. Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BauA) hat daher ein Screeningverfahren entwickeln lassen, das herkömmliche psychologische Arbeitsanalyseverfahren und Gefährdungsbeurteilungen durch Einschätzungen der Mitarbeiter ergänzt und so Gegenmaßnahmen optimieren hilft.
Durch das von Dr. Gabriele Richter entwickelte Screeningverfahren BASA (Psychologische Bewertung von Arbeitsbedingungen – Screening für Arbeitsplatzinhaber) können Betriebe Gefahren für die Beschäftigten erkennen und frühzeitig Schutzmaßnahmen ergreifen sowie Ressourcen zur Bewältigung von Belastungen aufbauen. Die bisherigen Studienergebnisse legen nämlich nahe, dass Defizite bei den Arbeitsbedingungen die Mitarbeiter weniger stören als unzureichende Ressourcen.
Bereits in zwei Studien wurde die Qualität der mit dem Screeningverfahren BASA gewonnenen Aussagen untersucht. Dazu wurden mit Hilfe der Deutschen Telekom NO sowie der Techniker Krankenkasse rund 2800 Beschäftigte an etwa 150 verschiedenen Arbeitsplätzen in unterschiedlichen Branchen befragt.
Neu an BASA ist, dass nicht nur negative Einflüsse in die Bewertung einfließen, sondern auch positive. Letztere werden in der Bewertung als Ressourcen betrachtet, die bei der Bewältigung der Arbeitsaufgaben nicht stören, sondern helfen. Außerdem sind je nach Bedarf, Betriebs- und Gruppengröße unterschiedliche Vorgehensweisen möglich, darunter anonyme schriftliche Mitarbeiterbefragungen, Beobachtungsinterviews oder Gruppendiskussionen. Die kostenlose Software erlaubt sowohl die Ausarbeitung von Fragebögen und Merkmalslisten als auch die Auswertung der erfassten Daten. Bei einzelnen Fragestellungen zeigt BASA-II sogar einen möglichen Qualifizierungsbedarf an.
BASA lässt sich an die untersuchten Arbeitstätigkeiten in jedem Unternehmen anpassen: Nicht zutreffende Merkmale können weggelassen werden. Auch können betriebspezifische Arbeitsbedingungen in die Bewertung aufgenommen werden.
Für wen ist BASA gedacht? BASA kann laut BauA von Arbeitspsychologen, Arbeitsmedizinern, Betriebsärzten, Sicherheitsfachkräften und Personalvertretungen eingesetzt werden. Das gilt auch für kleine und mittelständische Betriebe.
Sowohl die Software als auch begleitendes Material stehen per Download kostenfrei im Internet zur Verfügung. Wer sich nicht sicher ist, ob das Verfahren für seinen Betrieb geeignet ist, sollte sich zuerst den Abschlussbericht des Projekts herunterladen, in dem sich Validierungsergebnisse und die Resultate einer Anwenderbefragung finden. (Quelle: BauA/ml)