Die Kreativwirtschaft ist der bunte Vogel unter den Wirtschaftszweigen. Gilt das auch für die Gründer der Kreativunternehmen? Dem gingen Experten der KfW Bankengruppe in einer Studie nach. Sie werteten entsprechende Daten aus den Bereichen Software- und Games-Industrie, Werbemarkt, Kunstgewerbe, Filmwirtschaft und Theater des KfW Gründungsmonitors der Jahre 2007 bis 2010 aus. Immerhin wagten im letzten Jahr rund 122.000 Gründer in den Kreativbereichen den Start eines eigenen Unternehmens. Die Studie zieht erstmals in Deutschland auch einen Vergleich mit Gründern in anderen Wirtschaftszweigen. Dabei zeigte sich: Kreativgründer sind deutlich ausdauernder als Gründer in anderen Wirtschaftszweigen, weil sie aus Berufung handeln.
Gründer in der Kreativwirtschaft weisen aber noch eine Reihe weiterer Besonderheiten auf. So sind sie der Regel jünger, besser ausgebildet und beständiger in ihrer Geschäftstätigkeit. Über 60 % von ihnen gründen zunächst im Nebenerwerb und mehr als 80 % ohne Mitarbeiter „Viele gerade junge, gut ausgebildete Menschen testen ihre Kreativität und Geschäftsideen aus – und das auch gern parallel zu Ausbildung oder Studium“, weiß Dr. Norbert Irsch, Chefvolkswirt der KfW Bankengruppe. Er lobt zudem: „Das heißt aber nicht, dass sie sich in Träumereien verlieren. Im Gegenteil: Gründungen in der Kreativwirtschaft bleiben länger am Markt als Gründungen in anderen Sektoren.“
Die Mehrheit der Kreativgründungen bilden übrigens nicht die sogenannten kulturnahen Unternehmen, sondern die verwertenden, kommerziellen Firmen. Nach Produktgruppen betrachtet startete über den untersuchten Zeitraum (2007–2010) mehr als ein Viertel im Bereich Software- und Games-Industrie inklusive Internet-Programmierung. Ein weiteres Viertel gründete ein Unternehmen im Werbemarkt (Werbeagenturen, Sales Promotion). Gründungen in den Bereichen der darstellenden Künste hingegen oder der Filmwirtschaft sowie in der Rundfunk- und Fernsehwirtschaft waren mit jeweils unter 4 % relativ selten.
Über die Hälfte aller Gründer waren bei ihrem Start in die Selbstständigkeit unter 35 Jahre alt, also rund ein Jahr jünger als der Durchschnitt der Gründer in anderen Wirtschaftszweigen. Drei Viertel der Kreativgründer starteten ohne Angestellte und Teampartner als Einzelkämpfer.
Mit 37 % erstaunlich hoch ist der Anteil der Gründer mit einem beendeten Hochschulstudium (mindestens Fachhochschulabschluss). Hier liegt der Durchschnitt in den übrigen Wirtschaftsbereichen bei nur 24 %.
Mehr als die Hälfte der Kreativgründer wählten für ihr Unternehmen eine Stadt mit mehr als 100.000 Einwohnern. Im Schnitt lag diese Quote in der restlichen Wirtschaft bei knapp 30 %. Bevorzugtes Gründerpflaster waren die drei Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen sowie die wirtschaftsstarken Flächenstaaten Nordrhein-Westfalen, Bayern und Baden-Württemberg.
„Gründer in der Kreativwirtschaft sind besonders auf Austausch und Netzwerke angewiesen. Sie nutzen Cluster, um sich psychologisch, technisch, aber auch finanziell zu unterstützen. Außerdem spornt die intensivere Konkurrenz in Ballungsräumen sie dazu an, sich stetig zu verbessern“,
begründet Dr. Irsch diese Wahl. Das ist auch wichtig, denn nach eigener Aussage starten 18 % der kreativen Gründer (gegenüber 12 % aller anderen Gründer) mit einer Marktneuheit.
Bemerkenswert ist, dass drei Jahre nach dem Start noch immer rund 80 % der kreativen Gründungen im Markt existieren, während der Schnitt in der restlichen Wirtschaft bei lediglich 66 % liegt. Dies ist umso bemerkenswerter, als kleinere, im Nebenerwerb gegründete Unternehmen in der Regel anfälliger sind. „Viele kreativen Gründer sehen aber in ihrem Unternehmen nicht nur ihren Beruf, sondern vielmehr ihre Berufung – und das lässt sie daran festhalten“, glaubt Dr. Irsch. Außerdem sind Gründungen im Kreativbereich vergleichsweise wenig kapitalintensiv: Die Unternehmer arbeiten oft allein und von zu Hause und halten somit ihre Kosten überschaubar.
Die Studie zeigt auch, dass Gründer in kreativen Bereichen grundsätzlich keine höheren Finanzierungsschwierigkeiten als Gründer in anderen Bereichen haben – eher umgekehrt. Grund dafür ist, dass ihre Gründungsvorhaben seltener und weniger Finanzmittel benötigen, da sie kleiner dimensioniert sind. „Viele Gründer im Kreativbereich benötigen schlichtweg keine externe Finanzierung“, so Dr. Irsch.
Auf der Website der KfW stehen für Gründungsinteressenten drei Filme über Gründer in der Kreativwirtschaft kostenfrei zur Verfügung. Die Filme entstanden in Zusammenarbeit mit der RTL-Journalistenschule und der Georg von Holtzbrinck-Schule für Wirtschaftsjournalisten. An gleicher Stelle finden Interessenten weitere Informationen über die Finanzierung von Investitionen in der Kreativwirtschaft.
Die Studie Fokus Innovation: Gründungen in der Kreativwirtschaft steht per Download kostenfrei im Internet zur Verfügung. (Quelle: KfW/ml)