Die Studie Das Handwerk in der Kultur- und Kreativwirtschaft des Volkswirtschaftlichen Instituts für Mittelstand und Handwerk (ifh) an der Universität Göttingen präsentiert erstmals wissenschaftlich abgesicherte Zahlen zur Leistung und Bedeutung des Handwerks für die Kultur- und Kreativwirtschaft. Bei der Analyse ergab sich eine starke Verzahnung zwischen diesen beiden Wirtschaftszweigen und dem Handwerk. Von dieser profitieren beide Seiten. Ungeachtet dessen sei das kulturelle Engagement des Handwerks bisher jedoch weitgehend verkannt worden, so die Studienautoren.
„Die Studie schließt eine wichtige Wissenslücke über die aktuelle kulturpolitische Bedeutung des Handwerks“, freut sich Holger Schwannecke, Generalsekretär des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH). So gehöre das Herstellen oder die Bewahrung von Kulturgütern in mehr als der Hälfte aller Handwerksberufe zum wesentlichen Berufsbild.
Zu den kulturwirtschaftlich besonders aktiven Gewerken gehören das Kunsthandwerk, der Musikinstrumentenbau, die Buchbinder, Glas- und Porzellanmaler, Gold- und Silberschmiede sowie die Restauratoren. Allerdings ist das kulturwirtschaftliche Handwerk überwiegend kleinstbetrieblich organisiert. Weniger als 7 % der Unternehmen haben zehn oder mehr Erwerbstätige.
Laut Studie erwirtschaften dennoch 6,8 % aller deutschen Handwerksunternehmen mehr als 50 % ihres Umsatzes im Bereich der Kultur- und Kreativwirtschaft. Damit bilden 55.232 Handwerksunternehmen aus 74 Handwerkszweigen mit 240.000 Erwerbstätigen und einem Umsatz von knapp 20 Mrd. Euro im Jahr einen zentralen Bestandteil der deutschen Kultur- und Kreativwirtschaft. Weitere 118.000 Handwerksunternehmen erwirtschaften zumindest einen kleineren Teil ihres Umsatzes im Kultur- und Kreativbereich.
Insgesamt sind also 175.000 Handwerksunternehmen mit rund 900.000 Erwerbstätigen und einem Jahresumsatz von 77 Mrd. Euro im kultur- und kreativwirtschaftlichen Bereich aktiv. Das sind gut 21 % aller Handwerksunternehmen sowie 17 % der Erwerbstätigen und 16 % Anteil am Gesamtumsatz des deutschen Handwerks.
„Die Zahlen unterstreichen die große Bedeutung, die dem Thema Kultur- und Kreativwirtschaft im Handwerk zukommt“, so Schwannecke weiter. Er fordert daher für die Zukunft eine verstärkte Zusammenarbeit der klassischen Kultur- und Kreativwirtschaft und des Handwerks:
„Handwerk und Kultur- und Kreativwirtschaft als Ganzes können sich gegenseitig befruchten und einander wichtige Impulse geben“, so der ZDH-Generalsekretär. „Mit seiner Materialerfahrung, seinem technischem Know-how und seinem Innovationsgeist ist das Handwerk ein idealer Partner für die kultur- und kreativwirtschaftlichen Teilbranchen.“
Neben den quantitativen Ergebnissen verdeutlicht die Studie anhand von 85 Fallbeispielen auch das kultur- und kreativwirtschaftliche Leistungsspektrum des Handwerks. Sie gibt außerdem einen Überblick über die Förderinstrumente der Handwerksorganisation für Handwerksunternehmen, die in diesem Bereich tätig sind oder werden wollen.
Die knapp 280-seitige, sehr ausführliche Studie (Endbericht) wurde im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums (BMWi) vom Volkswirtschaftlichen Institut für Mittelstand und Handwerk und dem Büro für Kulturwirtschaftsforschung Köln erarbeitet. Sie steht per Download kostenfrei im Internet bereit. Eine 36-seitige Kurzfassung ist ebenfalls kostenfrei hier zu finden. (Quelle: BMWi/ZDH/ml)