Begrünte Außenanlagen, Golfplätze und Swimmingpools: Der Qualitätstourismus im Mittelmeerraum ist für die Umwelt schädlicher als der viel gescholtene Massentourismus à la Ballermann. Das belegt die laufende geografische Studie der Ruhr Universität Bochum (RUB) zu Periurbanisierungstrends (Zersiedelung) und zum Wasserverbrauch in Spanien. So ist der Qualitätstourismus mit einem weitaus höheren Pro-Kopf-Wasserverbrauch verbunden als der Massentourismus.
Die Langzeitstudie der RUB-Wissenschaftler ermöglicht es erstmals, den Wasserverbrauch in Gebieten mit Massentourismus und Gebieten mit Qualitätstourismus in Spanien direkt zu vergleichen, um die Umweltverträglichkeit des Ausbaus des Qualitätstourismus zu überprüfen. Sie dient als mögliche Basis für zukünftige Maßnahmen, den Wasserverbrauch in der Mittelmeerregion einzuschränken.
Am Beispiel der Baleareninsel Mallorca zeigt sich, dass ein direkter Zusammenhang zwischen Qualitätstourismus und dem Pro-Kopf-Wasserverbrauch besteht. So hat die Gemeinde Calvià, die bisher als Vorzeigemodell für den Wechsel vom Massentourismus hin zum vermeintlich umweltschonenderen Qualitätstourismus galt, einen Pro-Kopf-Wasserverbrauch von 700 l am Tag. Dieser Wert ist enorm hoch – verglichen mit ländlichen Gebieten ohne Tourismus, die oftmals einen Verbrauch von unter 100 l verzeichnen. Wie die Studie weiter zeigt, übersteigt dieser Wert aber auch den Pro-Kopf-Wasserverbrauch von Vergleichsgebieten mit Massentourismus deutlich.
Der Grund für den hohen Wasserverbrauch in Regionen mit Qualitätstourismus sind die begrünten Außenanlagen von Grundstücken, die Touristen als Zweitwohnsitz dienen. So kann allein die Gartenbewässerung solcher Anlagen bis zu 70 % des privaten Verbrauchs ausmachen. Ein Swimmingpool bedeutet zudem weitere 22 l pro Kopf und Tag. Die Nachhaltigkeit des Konzepts des Qualitätstourismus wird dadurch infrage gestellt.
Den derzeitigen Stand der Langzeitstudie repräsentiert eine achtseitige Zusammenfassung, die per PDF-Download kostenfrei im Internet bereitsteht. (Quelle: RUB/ml)