Betriebsräte erreichen für die Belegschaft häufig mehr, wenn sie auf der Basis ihre guten Betriebskenntnisse innovative Alternativen zu den Strategien des Managements entwickeln, statt formale Forderungen aufzustellen. Das ergab eine Studie des Instituts Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen (UDE). Da Betriebsräte meist ausgezeichnete organisatorische Kenntnisse des Betriebsablaufs besitzen sowie das Expertenwissen der Beschäftigten nutzen können, seien sie durchaus in der Lage, innovative Alternativen zu Stellenabbau und Lohnkürzungen zu entwickeln.
Die IAQ-Wissenschaftler untersuchten im Auftrag der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung die 2004 von der IG Metall NRW gestartete Kampagne besser statt billiger. Diese unterstützt Betriebsräte dabei, Gegenentwürfe zu Managementstrategien zu entwickeln und hat sich laut Gewerkschaft inzwischen zu einer kontinuierlichen Praxis entwickelt.
„Eine entscheidende Rolle spielt die Beteiligung der Beschäftigten, denn ihr fachliches Wissen als Experten ihrer Arbeit stellt für die Betriebsräte eine unverzichtbare Ressource in der Auseinandersetzung mit dem Management dar“,
weiß die IAQ-Wissenschaftlerin Dr. Tabea Bromberg. Deshalb beziehen viele Betriebsräte einzelne Beschäftigte, Gruppen – etwa in Workshops – oder die gesamte Belegschaft z.B. über eine Befragung in die Entwicklung ihrer Konzepte ein. Wichtig seien auch von der Gewerkschaft vermittelte externe Berater, glauben die Studienautoren. Diese könnten bei der Überprüfung der von der Geschäftsleitung vorgelegten Zahlen helfen und die Organisation auf Alternativen abklopfen.
Für viele Betriebsräte wandelt sich mit besser statt billiger auch das Selbstverständnis. Sahen sie früher ihre Hauptkompetenz im Aushandeln einer sozialverträglichen Umsetzung von Managemententscheidungen, so machen sie jetzt die Erfahrung, dass es zu derartigen Entscheidungen durchaus im sinne der Belegschaft bessere Alternativen geben kann. Aus Sätzen wie „das Management ist nicht unfehlbar“ und „wir können es besser“ spricht ein anderes Selbstverständnis als die klassische Kritik an einer unsozialen Führung.
Auch aus Sicht der Unternehmen ist eine derartige Herangehensweise konstruktiver und in vielen Fällen sogar hilfreich. Außerdem kann die konstruktive Kritik das innerbetriebliche Miteinander durchaus stärken, wenn daraus erfolgreiche Strategien entstehen.
Eine ausführliche Darstellung der Studienergebnisse bietet der IAQ-Report 05/2011. Der Report steht per Download kostenfrei im Internet zur Verfügung. (Quelle: UDE/ ml)