Frauen sind in den Führungsetagen deutscher Top-Unternehmen noch immer selten anzutreffen. Während in vielen Ländern Quoten für eine höhere Chancengleichheit zwischen den Geschlechtern sorgen, verlässt man sich hierzulande bisher auf den guten Willen der Akteure. Dabei liegt Deutschland im internationalen Vergleich gerade mal im unteren Mittelfeld, wie die aktuelle Studie „Women in the Board Room: A global Perspective“ des Wirtschaftsprüfungsunternehmens Deloitte zeigt.
Während der Anteil der Frauen in Aufsichtsräten der 25 größten Unternehmen bei lediglich 11 % vor sich hindümpelt, liegt er z.B. in Norwegen bei 36 %. Nur in Italien, Spanien und Belgien liegt der Frauenanteil noch niedriger.
Die Forderungen nach einer Anhebung des Frauenanteils in deutschen Top-Unternehmen werden angesichts dieser schwachen Position Deutschlands immer lauter.
„Bei der Steigerung des Anteils von Frauen in Führungs- und Überwachungsgremien handelt es sich aber um einen sehr langwierigen Prozess, bei dem bisher unterschiedliche Ansätze und Initiativen mal mehr, mal weniger erfolgreich zum Einsatz kamen“,
warnt Dr. Claus Buhleier, Partner und Leiter Center für Corporate Governance bei Deloitte. Dabei stehen ausreichend qualifizierte Bewerberinnen zur Verfügung, so dass die Corporate-Governance-Kommission empfohlen hat, künftig für mehr Vielfalt in den Vorständen zu sorgen. Daneben existieren in Deutschland zahlreiche Initiativen für mehr Diversität in Führungs- und Aufsichtsgremien. Die Empfehlung des Deutschen Corporate Governance Kodex 2010 ist zwar nicht bindend, Unternehmen sind jedoch verpflichtet, die Nichtbeachtung zu begründen. Einzelne Unternehmen treffen hier eigene Regelungen: So hat die Deutsche Telekom im März 2010 als erstes Dax-30-Unternehmen eine eigene Quote eingeführt, die mindestens 30 % weibliche Führungskräfte bis 2015 vorsieht.
Kein Wunder ist der Ruf nach einer verbindlichen Frauenquote, wenn man bedenkt, dass Norwegen mit seiner hohen Frauenrepräsentanz eine solche als erstes Land einführte. Inzwischen gibt es sie u.a. auch in Spanien, in Frankreich, den Niederlanden, Italien und Belgien. Sogar Indien plant ihre Einführung. Keine Quotenregelung besteht – abgesehen von Deutschland – in den USA, Kanada, Australien, Großbritannien, Neuseeland, China, Singapur und Malaysia. Der Report zeigt aber auch, „dass nicht zwingend ein Zusammenhang zwischen einer Quote und einem höheren Frauenanteil im Top-Management besteht“, so Claus Buhleier.
Die komplette (englischsprachige) Studie steht per PDF-Download kostenfrei im Internet bereit. (Quelle: Deloitte/ml)